Es war schon dunkel, als ich den Schlüssel in das noch etwas schwergängige Schloss steckte, die Tür öffnete und eintrat. Ich war bepackt mit zwei schweren Taschen und einem prall gefüllten Rucksack. In der Wohnung war es düster, nur das restliche Licht des Tages erhellte die Räume ein wenig. In der Küche stellte ich die Taschen ab und befreite mich vom Rucksack. Dabei merkte ich, dass ich nass geschwitzt war – die Motorradjacke ist eben nicht die optimale Bekleidung zum Einkaufen. Dann machte ich die Tür zum Bad auf und das dortige Licht an, denn in den anderen Räumen ist noch keine Beleuchtung. Ich stehe zum ersten Mal als Mieter in meiner neuen Wohnung!
Als ich mich dann den Einkaufstaschen zuwandte, merkte ich, wie sehr ich eine Vorfreude spürte, die mich mit dieser noch vollkommen leeren Wohnung verbindet. Ein vielleicht etwas skuril anmutender Besitzerstolz kam in mir auf, als ich das Salz für die Spülmaschine, den WC-Reiniger und die Wischtücher auspackte, die ich mir für den Neubeginn gekauft hatte. Auch ein paar Lebensmittel hatte ich beschafft, und als ich den Kühlschrank einschaltete, um die frischen Einkäufe hinein zu legen, wurde mir bewusst, dass ich ab morgen hier wohnen werde.
Meine Wohnung – ein neues Zuhause. Noch befindet sich nichts von mir darin und mir ist nicht klar, wie ich sie einrichten und gestalten werde. Noch immer kann ich mir nicht vorstellen, wie es sein wird, darin zu Hause zu sein. Als ich am Freitag in Würzburg meinen eingelagerten Besitz in den Umzugslaster verlud, merkte ich, dass ich bei vielen Dingen nicht mehr wusste, dass sie noch existierten und was sich im Einzelnen in den Kartons befindet. Und ich bemerkte auch ein Befremden angesichts des Umstandes, dass ich nun doch einiges aus meinem früheren Leben mit in mein Neues nehmen werde, wenigstens vorläufig. Gleichzeitig freue ich mich schon seit Wochen auf den Moment, wenn ich das Bett zusammen gebaut, die Matratze bezogen und alles frisch zum Schlafen vorbereitet habe. Und so ähnlich wie die Spannung vor dem ersten Ton eines Konzertes bin ich gespannt auf das Erleben der ersten Töne, die aus der wieder aufgebauten Hifi-Anlage kommen werden und welche CD als Erste erklingen wird.
Seit eineinhalb Jahren habe ich mehr oder weniger aus Rucksack, Taschen oder Kartons gelebt, achtzehn Monate Provisorien. Nun wird sich wieder etwas Dauerhaftes bilden, und ich freue mich sehr darauf, es für mich zu gestalten und schön zu machen. Es sind leere Räume, die ich mit Leben füllen kann, immer unter der Vorgabe, dass ich mich darin wohl fühlen möchte. Es wird sicher länger dauern, bis ich ein Gefühl dafür entwickelt haben werde, wie ich es eigentlich haben möchte. Solange werde ich vielleicht noch immer ziemlich viele Kartons stehen haben, und mit diesen Provisorien kann ich leben. Das Ziel aber ist ein Ort des Wohlfühlens.
Und dann kam mir noch ein geradezu revolutionärer Gedanke. Wenn ich zukünftig von meinen Fahrten zurück gekommen bin, der Bus gewaschen und getankt ist und die Fahrerkarte ausgelesen wurde, dann werde ich nicht, wie bisher, die Treppe hinaufsteigen und das kleine Zimmer des Fahrerappartements betreten, mit dem Blick auf den Hof, auf dem die Stadtbusse geparkt sind und dauernd die Reisebusse kommen und gehen. Statt dessen werde ich sagen: Ich gehe jetzt nach Hause! Und werde es dann auch wirklich tun.
Wie mag sich das anfühlen?
Lieber Matthias, Du wirst Dir das schon hübsch machen, es war doch auch in Wü. bei Dir total schön und gemütlich. Ich freu mich schon drauf es zu sehen. Und wenn Du Deko“schischi“ brauchst…ich kann helfen :-). Bussi, Inken
Es wird sich wunderbar anfühlen lieber Matthias, das klingt so wohl in meinen Ohren, was Du schreibst. Und Du wirst immer wieder ankommen, immer wieder nach Hause kommen. Weil Du es so willst.