Ich habe sie beobachtet, kann aber nicht sagen, wie glaubwürdig sie tatsächlich ist. Sie ist neunzehn, hat ziemlich kräftige Beine, trägt immer Shorts, kommt aus Kapstadt und hat gerade die Schule beendet. Nach dem PCT will sie Psychologie studieren. Dazu führt sie eine beeindruckende Anzahl elektronischer Geräte mit sich. Sie hat den Trail-Namen “Smash”, weil sie so viel herunterschmeißt und kaputt macht. Wie sie tatsächlich heißt, weiß ich nicht.
Ich bin ihr auch nicht so oft begegnet. Aber beim Trail-Angel Jim war sie zeitgleich auch und erzählte ihre Geschichte vom Vorabend. Sie hatte an der Wasserstelle, an der ich beschlossen hatte zu übernachten, noch Wasser geholt und war dann weitergegangen, um irgendwo am Weg zu übernachten. Und eigentlich hatte sie wohl Cowboy-Camping vorgehabt, wie auch die Tage vorher. Jedoch hatte sie sich kurzfristig entschlossen, doch das Zelt aufzubauen. Und wurde in der Nacht aus dem Schlaf gerissen durch den Schrei eines Berglöwen (Puma) in unmittelbarer Nähe. Inwieweit sie sehr erschrocken war, konnte ich ihrer in schnellem Englisch vorgetragenen Geschichte nicht entnehmen. Jedenfalls war am Morgen rund um das Zelt Abdrücke der Wildkatze zu sehen.
Ich habe ja ein abgerissenes Rehbein auf dem Weg gefunden und am Tag nach der obigen Erzählung ein Kaninchen ohne Kopf. Folglich geht es wohl abseits der friedlichen Natur ziemlich unfriedlich zu. Aber ich hätte gerne eine solche Wildkatze einmal in Natura gesehen. Vielleicht habe ich ja eine gesehen, ich bin aber nicht sicher. Es war am Tag, als wir von Tehachapi aufbrachen und das Stück an der Interstate gingen, das auch im Film “Wild” vorkommt. Und als ich so bergauf schaute, wie denn der Weg verlaufen würde, sah ich ein relativ großes Tier, das ziemlich weit oben sehr schnell bergauf sprang, kurz stehen blieb, um zurückzuschauen und dann weiter in Richtung Gipfel sprang. Das Ganze ging so schnell, dass ich nur von hell-sandfarbenem Fell und der Größe eines großen Hundes berichten kann.
In Lake Moreno, am Anfang meines Weges – kaum zu glauben, wie lange das her ist – wurden Angler durch Schilder gewarnt, nicht in der Dämmerung angeln zu gehen und das Ganze mit Bildern von Pumas im Nachtsichtgerät illustriert. Es sind so spannende Tiere, von denen ich weiß, dass sie da sind, ohne sie jemals zu sehen. Aber ich spüre es, dass ich mich in ihrem Revier befinde und fühle eine Art Verbundenheit. Das Einzelgängertum verbindet uns, die Einsamkeit und die Liebe zur Wüste.