Menschen und Grenzen 3

„Muss ich mir das antun?“ Manchmal stelle ich mir diese Frage, wie wahrscheinlich viele andere Menschen in ihrem täglichen Leben auch. Der Umgang mit den Mitmenschen ist oftmals nicht so einfach, auch wenn man den Anderen grundsätzlich respektiert.

Im Rahmen meiner Arbeit fahre ich oft mit einem Kollegen zusammen lange Strecken, um Gäste bei einem Kreuzfahrtschiff abzusetzen. Das kann sowohl Hamburg oder Kiel sein, aber auch Venedig oder Savona in Italien. Diese Fahrten sind ziemlich anstrengend, denn sie starten in der Nacht und es gibt kaum Pausen, denn die beiden Fahrer lösen sich ab und die sonst notwendigen Pausen entfallen dadurch weitgehend. Und es ist ein harter Kampf gegen die Müdigkeit.

Und so erlebe ich die Kollegen und die Art der Zusammenarbeit, die sich mit ihnen einstellt. Dass sie sicher chauffieren können, steht außer Frage. Wie sie jedoch mit Menschen zusammenarbeiten und wie sie Gäste behandeln, schaue ich mir sehr genau an. Es sind meist ältere Kollegen, die schon seit vielen Jahren als Busfahrer arbeiten. Einer von ihnen ist ständig am schimpfen: über die doofen Gäste, die unfähigen Autofahrer, die bekloppten LKW-Fahrer, die Arbeitszeiten, die Verordnungen, das Wetter, den Chef, den Disponent…. Und alles mit einer nur mühsam unterdrückten Wut und Aggression, die auch beim Fahren spürbar ist. Der Andere lässt keine abweichende Meinung seiner Kollegen zu, hört nicht wirklich zu, wenn ich ihm etwas sage und ist dauernd damit ausgelastet, andere zu belehren. Wieder Andere behandeln die Hostessen ziemlich mies, eher wie eine persönliche Dienerin und ohne menschlichen Respekt. Was mir am stärksten auffällt, ist eine Art Wut, mit denen die Kollegen unterwegs sind und die zu spüren mir nicht gut tut. Und so musste ich feststellen, dass sich bei einigen in mir ein so schlechtes Gefühl einstellt und sich daher die oben genannte Frage aufdrängt: Muss ich mir das antun?

Ich muss das nicht, ich will es nicht. Ich habe das sicher auch schon früher einmal gespürt, nie jedoch so intensiv erlebt und nachhaltig verstanden. Es sind Beispiele für Menschen, die selbst mit sich und ihrem Leben unzufrieden sind und diese Unzufriedenheit ungefragt mit ihrem Umfeld teilen, zu dem ich nun leider teilweise auch gehöre. Das sind Menschen, die mir nicht gut tun und mit denen ich in Zukunft nicht mehr zusammen arbeiten will. Fallweise habe ich das auch bereits gegenüber dem Disponent gesagt, ohne Details aus der gemeinsamen Arbeit preiszugeben. Ich finde es nicht ungerecht, wenn ich dem Kollegen auch keine zweite Chance einräume, ich ihn zwar als solchen respektiere, jedoch nicht mehr zusammen mit ihm in einem Bus fahren will. Es ist doch meine Aufgabe, auf mich und mein Wohlergehen zu achten und alles dafür zu tun, dass ich mich nicht mit fremder, mieser Stimmung belaste. Mein derzeitiges, positives Lebensgefühl will ich mir nicht durch solche Menschen kaputt machen lassen.

Ich muss mir das nicht antun. Keinensfalls!

Menschen und Grenzen 3

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