Ich mag meinen Blog. In ihm habe ich eine Möglichkeit gefunden, stärker als früher zu mir selbst zu stehen. Das erreiche ich, indem ich durch das Schreiben meine Gedanken ordne und für mich selbst klarer und fassbarer darstelle. Und ich lerne dabei, zu mir und zu meinen Gedanken zu stehen, indem ich sie veröffentliche – unabhängig davon, ob es jemand liest. Am Wichtigsten ist mir dabei Ehrlichkeit mir gegenüber und Offenheit den Anderen gegenüber. Ich habe bereits früher gute Erfahrungen gemacht, als ich in Sachen Vertrauen quasi in Vorleistungen ging und mein Gegenüber darauf mit seiner Ehrlichkeit reagieren konnte. Und was habe ich schon zu verlieren, wenn ich ehrlich bin?
Diese Ehrlichkeit ist mir wichtig, ich möchte nicht mehr auf sie verzichten. Und so schreibe ich viel und habe für mich erfahren, wie viel es verändern kann, wenn man etwas ausspricht, was vorher noch nie deutlich gesagt wurde. Und alle meine Leser sind eingeladen, an dieser Offenheit und Ehrlichkeit teilzuhaben. Und eventuell mit ihrer Ehrlichkeit zu antworten – oder auch nicht, je nach dem, wie sie es für sich empfinden. So habe ich es mir zum Prinzip gemacht, die Kommentare zu meinen Texten unzensiert freizugeben, wenn es auch vorgekommen ist, dass sie mir wehtun, ich ihnen nicht zustimme oder sie für unberechtigt halte. Tatsächlich habe ich nur vier Kommentare gelöscht, die allerdings eindeutig als Spam zu identifizieren waren (ein Statement zum Einsatz reizvoller Damenunterwäsche stand eindeutig nicht in einem Zusammenhang zum Inhalt meiner Seiten, ein Kommentar in portugiesischer Sprache ebenfalls nicht).
Nun erhielt ich aktuell einen Kommentar zu dem Eintrag, den mein Sohn kürzlich geschrieben hat. Der Absender hatte keinen Namen oder Unterschrift, sondern war nur als Pseudonym angegeben. Der Text jedoch ließ darauf schließen, dass die Person entweder mich oder meinen Sohn gut kennt, vielleicht auch uns beide, dazu einen guten Teil unserer Geschichte. Mich bewegte also die Frage, wer da geschrieben hatte und ganz besonders, warum diese Anonymität scheinbar notwendig war. Ich konnte es nicht verstehen. Meine Offenheit als Angebot anzunehmen stand doch jedem offen. Und niemand sollte sich gezwungen fühlen, einen Kommentar abgeben. Viele liebe Menschen haben in der Vergangenheit eine Mail an mich geschrieben, wenn sie mir etwas Persönliches mitteilen wollten, was nicht für alle Leser bestimmt war. Warum also?
Mir ließ das keine Ruhe und so habe ich an die angegebene Mailadresse eine Nachricht geschrieben. Eine Sekunde, nachdem ich die Mail versandt hatte, bekam ich bereits die Antwort, dass die angegebene Mailadresse nicht verfügbar ist. Also doch Spam? Ich glaube es nicht, will aber nicht über die vermutlichen Gründe spekulieren. Statt dessen füge ich hier meine geschriebene Nachricht an. Wer einmal einen Kommentar auf meiner Seite hinterlassen hat, kommt vielleicht einmal wieder und liest es ja doch noch…..:
“Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen Kommentar in meinem Blog.
Dieser Blog öffnet ein Fenster zu meinem Leben und basiert folglich auf Offenheit und Ehrlichkeit. Bisher habe ich nie einen Kommentar zensiert, solange er nicht eindeutig als Spam erkennbar ist. Dein Kommentar scheint jedoch kein Spam zu sein, zumal der Eindruck entsteht, dass Du sowohl mich als auch die Bedingungen in meinem Leben zu kennen scheinst. Wenn dem so ist, sehe ich keinen Grund, meine Prinzipien in Sachen Ehrlichkeit und Offenheit über Bord zu werfen und einen anonymisierten Kommentar freizuschalten.
Wenn Du mir eine persönliche Botschaft senden möchtest, kannst Du das Kontaktformular benutzen. Du musst es ja nicht über einen öffentlich sichtbaren Kommentar tun. Wenn Du dagegen einen Kommentar schreiben möchtest, so tue es bitte, indem Du offen und ehrlich dazu stehst, was Du schreibst.
In der vorliegenden Form kann ich den Kommentar nicht freigeben.
Mit herzlichen Grüßen
Matthias”