Deutsch

Seit Tagen hatte ich mich darauf gefreut, ans Meer zu kommen. Und dann stand ich endlich an der Mauer, direkt am Wasser des ionischen Meeres in Gallipoli, in Süditalien. Dort bin ich derzeit mit dem Bus für meinen Arbeitgeber unterwegs. Ich konnte das Meer riechen, spürte die Sonne auf meiner Haut und den Wind unter dem völlig verschwitzten Hemd. Und ich sah die verschiedenen Blau- und Grüntöne des Wassers und die weiße Gischt, die durch den deutlich aufgefrischten Wind entstand. Dazu hörte ich das Plätschern und Rauschen des Wassers, sah die nassen Steine der Uferbefestigung und die immer neuen Spritzer der Brandung. Und ich konnte bis zum Horizont blicken, der sich als gerade Linie meinem Blick darbot.

Und dann kamen die vier Personen dazu, die in der von mir betreuten Reisegruppe mitfahren. Es waren zwei Ehepaare aus dem Schwäbischen, die recht nett und pflegeleicht waren und mit denen zusammen wir einen Transfer nach Gallipoli gebucht hatten. Sie stellten sich neben mich, vielleicht in der Annnahme, dass der Busfahrer, wenn er dort steht, sicherlich etwas touristisch richtig Interessantes würde sehen können und wollten daran teilhaben. Und dann kam es: „Guck mal den ganzen Müll“ und „Da schmeißen die Italiener auch noch das ganze Styropor ins Meer“… Diese und ähnliche Bemerkungen ließen die Luft aus meiner guten Stimmung nachhaltig heraus.

Natürlich habe auch ich die Abfälle gesehen, die dort waren. Warum aber sehen besonders die Deutschen immer nur das Negative und nehmen gar nicht wahr, was es daneben auch an schönen Dingen gibt? Warum können sie nicht erst die schönen Dinge sehen und erst dann die weniger schönen? Diese meine Beobachtung zieht sich durch die ganze Tour, seltsam konstant. Wir sind in sehr guten Hotels – und doch gibt es immer etwas zu meckern. Nie bemerken sie, was sie für ein unglaubliches Glück haben, auf dieser Seite des Wohnstandes zu leben. Und der Gipfel war dann, dass eine Teilnehmerin sich an der Rezeption beschwerte, man würde merken, dass die Italiener die Deutschen nicht leiden könnten, denn diese würden immer wie Dreck behandelt….! Hier, in einem 4* Hotel!

Manchmal schäme ich mich für meine Landsleute, und sie sind mir peinlich, obwohl ich dafür keinerlei Verantwortung übernehmen müsste. Ich versuche statt dessen, besonders nett zu den örtlichen Angestellten zu sein, um ihnen zu zeigen, dass es auch andere Deutsche gibt. Mir ist das wichtig.

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Ein Gedanke zu „Deutsch

  • 4. Oktober 2018 um 0:57 Uhr
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    Lieber Matthias!
    Solchen Leuten sollte man mal daran erinnern, dass gute deutsche Autofirmen die ganze Welt betrogen haben mit Software, die saubere Autos vorspiegelt. Und dass die „saubere“ deutsche Regierung dieses Vorgehen noch deckt und entschuldigt.
    Ob der Müll im Meer von den Italienern stammt oder angeschwemmt wurde, weiß doch keiner. Ich kann Dich verstehen, aber laß Dir solche Momente nicht verderben, sondern behalte sie im Gedächtnis. Manche Leute müssen sich halt immer bei anderen wichtig machen, wenn sie glauben, einen Vorteil davon zu haben. Und die Schwaben sind ein ganz besonders merkwürdiges Völkchen . . .
    Genieße die italienische Reise, ich wäre gern dabei!
    Liebe Grüße von Irene

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