Vorher war ich noch nie in Griechenland gewesen. Ich hatte auch noch nie eine Reise zusammen mit meinem neuen Chef gemacht. Und ich war auch noch nie mit einem Reisebus auf einer Fähre. Viel Neues also, gleich am Beginn der neuen Tätigkeit in Freiburg.
Wenn ich an das untere Parkdeck denke, auf dem unser Bus nahe der Ausfahrt geparkt war, während die Maschinen der Fähre mit voller Kraft liefen: So stelle ich mir den Vorhof der Hölle vor. Ein ohrenbetäubender Krach in Kombination mit dem Gestank der LKW und der Schiffsmotoren, dazu die drückende Hitze und die Enge zwischen den Fahrzeugen, die in sechs Reihen nebeneinander geparkt waren. Es war ein Ort, den ich möglichst schnell verlassen wollte.
Schön war es dagegen, auf dem Deck zu stehen und den Wind zu spüren. Dazu gab es einen Sonnenuntergang und eine riesige Gewitterwolke am Horizont, die sich wohl in der Nacht entladen hat. Jedoch habe ich davon nichts mitbekommen, ich lag statt dessen in der Kabine und schlief. Schön war es auch, die bergige Landschaft von Albanien vorüber ziehen zu sehen. Und als Höhepunkt empfand ich es, als ich in weiter Ferne Delphine entdecken konnte, die in regelmäßigen Abständen aus dem Wasser sprangen. Ich war erst durch diese Bewegungen überhaupt auf sie aufmerksam geworden. Aber richtig schön wurde es erst, nachdem wir das Schiff verlassen hatten und ich wieder auf der Landstraße fuhr. Eine wunderschöne Landschaft breitete sich vor mir aus und die Hitze wurde durch den Wind erträglich. Und der kleine Ort, der unser Ziel war, erwies sich als traumhaft beschauliche Oase der Ruhe.
Besonders eindrücklich ist mir in Erinnerung geblieben, dass die Menschen, denen ich begegnet bin, durchweg sehr freundlich und zuvorkommend waren und sofort bereit waren, mit mir auf englisch zu kommunizieren. So kam ich mit der Bedienung in einem Restaurant am Hafen ins Gespräch, einem jungen Mann, der sicher nicht viel älter als zwanzig Jahre war. Und er erzählte mir, dass das Durchschnittseinkommen in dieser Gegend etwa 700 € beträgt. Er kommt damit klar, vieles ist natürlich auch günstiger als bei uns. Aber er kann nichts ansparen, es geht alles für das tägliche Leben drauf. Mich machte das ziemlich betroffen. Und ich bekomme nun Verständnis für die sehr großzügigen Trinkgelder, die in unserer Firma üblich sind und deren Höhe mich anfangs etwas befremdet hatten.
Beim Essen hatten wir übrigens Besuch. Mit sehnsüchtigen Augen schaute sie hoch zu mir und ließ mich keine Sekunde aus den Augen. Sichtlich hoffte sie, dass von meinen frittierten Sardinen etwas auf den Boden fallen würde. Als wir am Abend mit unserer Reisegruppe dort waren, gab einer der Gäste ihr tatsächlich einen kleinen Fisch ab. Und es war ein köstliches Bild, wie sie mit ihrer Beute das Weite suchte, den Fisch quer im Maul. Die Katze war sicherlich von allen herum streunenden Katzen noch die gesündeste, die Tiere waren teilweise in bedauernswertem Zustand. Sicherlich wird keine von ihnen alt werden, und einen Besuch beim Tierarzt haben sie alle noch nicht erlebt. So traurig wie das ist, umso mehr habe ich den stillen Besuch beim essen genossen. Und dass das Essen sensationelll lecker war und mit dem griechischen Essen in Deutschland nicht zu vergleichen ist, brauche ich sicher nicht zu erwähnen.
Sonnenuntergänge sind normalerweise nicht so sehr mein Thema. Aber schön sind sie doch immer wieder:
Und das Meer….
Ich freue mich schon auf die nächste Reise nach Griechenland.
Wer einmal diese griechische φιλοξενία erlebt hat, kommt meist immer wieder. Ein Volk, das nur ein Wort für den Fremden und den Gast hat und dem diese Gastfreundschaft in der Antike heilig gewesen ist, nimmt einen wirklich ein..
Und beim Essen hatte ich Dir ja versprochen: es ist einfach toll, einfach und toll 😊
Willkommen in meiner zweiten Heimat.
Danke für Deine Erlebnis-Schilderung! Ich freue mich sehr für Dich und das Du wieder auf Reisen bist. Und danke dafür, dass Du uns hier mit nimmst nach Griechenland.
Roland
Hallo Matthias,
deine Worte klingen endlich so als scheinst du angekommen zu sein.
Irgendwie lese ich nur positives und das freut mich sehr für dich.
wie sagt man so schön?
auf dem Jakobsweg: buen camino
auf dem pct: happy trail
im wahren leben: genieße es
gruß – ich 🙂