Sauna

Sauna im Hochsommer – eine eher ungewöhnliche Vorstellung. Es ist doch eher ein Vergnügen für kühlere Herbst- und Wintertage, oder? Aber hier ist es seit Tagen grau, es regnet oft und ergiebig und der Begriff Sommer will einem so gar nicht in den Sinn kommen. Dann erinnere ich mich gerne an den blauen Himmel Kaliforniens, die trockene Wärme im Desert und sehne mich nach dem Gefühl von Sonne auf der Haut und dem Duft der Pinien.

Und so bin ich tatsächlich in die Sauna gegangen. Dort gab es zwar keinen blauen Himmel, aber es roch gut und es war sehr ruhig – ich war ja auch der einzige Gast. Daher hatte ich genügend Zeit und Muße zum Nachdenken. Das tut mir ja bekanntlich gut…. Und führt meist zu einem neuen Beitrag in meinem Blog.

Noch immer spüre ich diese innere Ruhe, mit der ich aus den USA zurückgekommen bin. Es ist eine Art Gelassenheit, die mir neu zu sein scheint, ein Gefühl, dass gerade alles richtig ist, so wie es gerade ist und ich in Ordnung bin. Ich merke, dass ich neuerdings Lust habe, mein Leben zu gestalten, zu organisieren und zu planen. Es freut mich, mir vorzustellen, wie es weitergehen könnte, was ich tun könnte und welche Möglichkeiten mir offen stehen. Und ich gehe es an, nicht mit Druck und Hektik, aber doch so, dass ich die Dinge zügig erledige, die darauf warten. Das ist neu – zumindest wenn ich die Zeit vor der Klinik in Uffenheim betrachte.

So war ich beim Arbeitsamt. Das war ja gleich am ersten Tag notwendig, weil ich durch die Arbeitslosmeldung wieder krankenversichert bin. Dazu hatte ich in dieser Woche einen Termin beim Arbeitsberater. Und wenn ich davon absehe, dass er immer wieder zum Ausdruck brachte, dass er bei meinem Alter (!) kaum noch Möglichkeiten zur Förderung sieht, so habe ich doch durchgesetzt, dass das ärztliche Gutachten aus dem vergangenen Jahr durch ein aktuelles ersetzt wird. Zudem habe ich sofort das Angebot eines individuellen Coachings angenommen, der Termin für die kommende Woche liegt bereits fest. Vielleicht hilft das ja bei der Suche nach neuen Zielen ein bisschen weiter.

Nicht alles läuft zu meiner völligen Zufriedenheit, nicht alles nach Plan. Leider habe ich einen Menschen, den ich sehr gern habe, mit einer Äußerung ziemlich verletzt und verstört. Das passierte, weil ich von der individuellen Geschichte viel zu wenig wusste und mit meinem Satz in eine tiefe und schmerzhafte Wunde traf, die ich nicht hatte sehen können. Als ich das mitbekam, schockte es mich sehr, weil ich das überhaupt nicht beabsichtigt hatte und ich zudem stets versuche, niemandem mit meinen Äußerungen Schmerz zuzufügen – eben perfekt zu sein. So traf es mich besonders, diese Perfektion nicht erreicht zu haben. Aber ich habe es geschafft, meinen Fehler einzugestehen und sofort um Verzeihung zu bitten. Das schaffe ich auch nicht immer, schon gar nicht sofort. Und ich hoffe sehr, dass die Beziehung durch meinen unbedachten Satz nicht Schaden genommen hat.

Heute Nacht bin ich wieder mal in Albträume eingetaucht. Meine Vergangenheit aus der Sundgauer Straße in Berlin bauschte sich wieder beängstigend in meinen Träumen auf, mit Streit, Feuer und einem Grausen, das ich gut kenne. Ich wachte verstört aus diesen Träumen auf, aber ich schaffte es, sie gleich soweit zurückzudrängen, dass sie mich nicht lange beeinträchtigten. Die alten Geschichten sind, wie vorausgesehen, nicht weg, ich habe sie nicht in der Wüste Kaliforniens gelassen, sondern trage sie noch immer mit mir herum. Aber es ist vielleicht ein anderer Umgang möglich geworden?

Ich war auf der Waage, ich habe während des PCT tatsächlich zehn Kilo abgenommen. Das fühlt sich gut an und ich möchte es gerne so belassen: Ich fühle mich gerade ganz gut in meinem Körper! Aber ich laufe nun ja keine zwanzig Meilen mehr pro Tag. Also habe ich mich in einem Fitness-Studio angemeldet. Ich habe diesmal nur kurz gezögert und mich dann entschieden und festgelegt. Das fällt mir oftmals nicht so leicht, diesmal ging es gut. Inzwischen habe ich auch meinen ersten Termin hinter mir, mit dem Gefühl, dass ich einige Zeit brauchen werde, um mich wieder kräftiger zu fühlen. Aber ich kann dort jetzt auch in die Sauna gehen, wenn ich wieder Ruhe und Muße zum Nachdenken benötige. Und vielleicht stelle ich fest, dass ich mich noch in vielen anderen Bereichen verändert habe.

Sauna

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