Genau kann ich es nicht mehr sagen. Aber es ist jetzt ziemlich genau zwanzig Jahre her, dass ich die Entscheidung fällte, mich von der Last meines Fotostudios zu befreien. Ich kündigte den Mietvertrag für die Räume zum Ende Januar 2005 im Rahmen der dreimonatigen Kündigungsfrist, sodass ich den Entschluss wohl im Oktober gefasst haben muss. Also vor zwanzig Jahren! Und wenn ich seither meine Entwicklung und die der Fotografie mit allen Nebenaspekten berücksichtige, so war das ein gute und richtige Entscheidung.
Seit dieser Zeit habe ich auch nicht mehr mit der Fachkamera gearbeitet, obwohl ich die Arbeit mit der Sinar sehr geliebt habe. Manchmal denke ich daran zurück, durchaus mit einem Gefühl der Wehmut. Bisweilen schaue ich bei Ebay auf die entsprechenden Angebote und versuche nachzuspüren, ob ich nochmals damit anfangen wollen würde. Auch fällt mir dann die gute Ausrüstung ein, die ich Anfang der neunziger Jahre für meinen Arbeitgeber, die Firma Koenig & Bauer, beschaffen durfte und die sicherlich noch immer irgendwo auf einem Dachboden oder in einem Lager steht und deren Existenz sicherlich in Vergessenheit geraten ist. Sollte ich versuchen, sie für ein kleines Geld zu erwerben? Und dann denke ich an die Beschaffung von Filmen, dazu deren Qualität im Verhältnis zu der digitalen Fotografie von heute und den Aufwand für die Entwicklung. Und dann schaudert es mich und ich bin froh, dass diese Zeit vorbei ist.
Heute Nacht habe ich jedoch ziemlich viel Geld ausgegeben und in Ausrüstung investiert. Natürlich nur im Traum. Ich hatte Ausrüstung von Hasselblad erworben und ziemlich umfangreich in Sinar-Kameras investiert. Und ich erinnere mich an eine Aufstellung von Kosten, die mehrere fünfstellige Beträge auflisteten, ohne dass klar wurde, woher ich soviel Geld hätte (habe ich nicht!). Der Deckel des großen, blauen Koffers für die Sinar schloss nicht dicht und ich musste erst die Schließen zurechtbiegen, wodurch klar wurde, dass ich die Sachen gebraucht gekauft hatte. Irgendwie war es schön, all diese Dinge zu haben und sie in einem Raum sicher untergebracht zu wissen. Dann jedoch musste ich fotografieren gehen und es war an einem Freitag Morgen. Ab Mittag hatte ich einen weiteren Auftrag und ich spürte den enormen Druck, beides am gleichen Tag schaffen zu müssen. Dann fiel mir ein, dass sich der Kunde, für den ich ab Mittag gebucht war, entgegen seiner Zusicherung seit dem mündlichen, telefonisch übermittelten Auftrag nicht mehr gemeldet hatte und ich gar nicht wusste, was zu fotografieren war und wohin ich dafür kommen sollte.
Es war um fünf Uhr morgens, als ich aufwachte, ziemlich nassgeschwitzt und etwas verstört. Ich brauchte ein paar Momente, bis mir klar war, dass es Mittwoch war und ich nicht fotografieren würde müssen. Dann machte sich ein großes Gefühl der Erleichterung breit. Als ich dann über die verschiedenen Szenen des Traumes nachdachte, wurde mir bewusst, dass die Zeit des eigenen Fotostudios inzwischen zwanzig Jahre zurückliegt. Und ich muss nicht mehr fotografieren und damit mein Geld zu verdienen versuchen!
Meine heutige Arbeit hat ganz andere Anforderungen und einen anderen Druck. Und ich bin froh, dass der Druck von früher und die damit einhergehende Angst nur noch in meinen Träumen vorkommt!