Wenn ich in einem Gespräch erwähne, dass ich Linenbusse fahre, bekomme ich meist als Reaktion zu hören: ‚Dann hast Du ja viel mit Menschen zu tun‘. Und tatsächlich kann ich das bestätigen, besonders bei den morgendlichen Touren mit Schülern auf dem Weg zu ihrer Bildungsstätte. Regelmäßig stehen sie bis zum vorderen Einstieg des Gelenkbusses und mir ist dann klar, dass ich locker 150 Mitfahrer habe. Jedoch habe ich fast keinerlei zwischenmenschliche Kontakte mit diesen Mitfahrern. Sie steigen ein, zeigen ihre Monatskarte vor und verschwinden möglichst weit hinten im Bus, der ja immerhin 18 Meter lang ist.
Mir ist dann irgendwann eine Analogie aufgefallen, nachdem ich dieses Verhalten beobachtet hatte. Und es war weder als Herabsetzung noch als Vergleich gemeint, als ich an die drei Affen gedacht habe. Während des Winters, besonders bei Schneefall, den wir doch recht reichlich hatten, fiel mir auf, dass sehr viele junge Menschen mit Jacken und Mänteln unterwegs waren, an denen große Kapuzen mit künstlichem Fell befestigt waren. Diese Kapuzen lassen den ganzen Kopf verschwinden, sodass von dem Gesicht der Person nicht viel übrigbleibt. Dazu kommt durch die Corona-Vorschriften die Maske, die nun den unteren Teil des Gesichts ebenfalls bedeckt und für den Betrachter unsichtbar macht. In der Kombination mit einem mehr oder weniger gesenkten Kopf bleibt für mich kein Eindruck übrig und für diese Person mutmaßlich ein sehr geringes Sehfeld, oft auch noch durch die beschlagene Brille zusätzlich reduziert. Nichts sehen…
Nun ist der Busfahrer ja meistens der, der mit barschem Ton die Fahrkarten kontrolliert, sich lautstarkt dagegen wehrt, dass die Füße auf die Polster gelegt werden und auch sonst nicht gerade beliebt ist (auch wenn ich stets versuche, genau so nicht zu sein). Er bietet sich also nicht als Gesprächspartner für junge Menschen an. Und so schaffen es nur die Wenigsten, den morgendlichen Gruß zu erwidern, mit dem ich meine Mitfahrer meist begrüße. Gerne bin ich bereit, ihnen zuzugestehen, dass sie alle dank der frühen Morgenstunde noch nicht richtig wach und somit ziemlich mundfaul sind. Dagegen nimmt mich jemand besonders für sich ein, der auffällig fröhlich und gutgelaunt ebenfalls einen ‚guten Morgen‘ wünscht. Die meisten Anderen sitzen schweigend und gebeugt mit ihrem Smartphone beschäftigt im Bus, ohne zu reden. Nichts sagen….
Mit dem Hören ist es auch nicht so weit her. Ich erinnere mich an einen mit Kapuze bekleideten jungen Mann, den ich morgendlich begrüßte. Und der dann in seiner Kapuze herumfummelte, den Kopfhörer aus dem Ohr nahm und mich fragte: Ham‘ Sie etwas zu mir gesagt? Sehr viele meiner jugendlichen Mitfahrer und Mitfahrerinnen haben beidseits die Kopfhörer in Anwendung, oft kann ich auch den Rythmus mithören, auch wenn ich das penetrant störend empfinde. Sie hören natürlich schon, nur nichts aus der Umwelt, in der sie sich bewegen. Und die Bereitschaft zur Kommunikation mit Anderen fördert es aus meiner Sicht auch nicht. Nichts hören….
Und so mache ich neben meinem Job solche Beobachtungen. Oft muss ich darüber schmunzeln, manchmal spreche ich auch die Leute direkt an, wenn mir etwas besonders auffällt. Und dann lachen wir manchmal gemeinsam.