Neu gemischte Karten

Drei Monate war ich nun auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Eine Zeit mit vielen Enttäuschungen liegt nun hinter mir. Allein mehr als dreißig Bewerbungen habe ich hier dokumentiert, es kommen aber noch ein paar hinzu, die über verschiedene Bewerbungsportale liefen. Über ein paar merkwürdige Erlebnisse in diesem Zusammenhang habe ich ja bereit berichtet.

Nun habe ich wieder eine neue Arbeitsstelle. Jedenfalls höchst wahrscheinlich, denn ich habe bereits zugesagt, mir liegt aber noch kein Vertrag vor. Ein kleines, mulmiges Gefühl der Unsicherheit stellt sich ein, während ich diese Zeilen schreibe. Denn natürlich verbinde ich mit der neuen Stelle viel Hoffnung, dass sich für mich nun wieder eine etwas längere Zeit der Stabilität einstellt. Es würde mir gut tun, wäre es so. Aber natürlich ist alles, ohne einen schriftlichen Vertrag, noch nicht fix.

Es ist auch nicht so, dass sich nun in mir ein großes Glücksgefühl eingestellt hätte. Bedingt durch die veränderte Situation der Corona-Zeit musste ich Kompromisse eingehen, die mir nicht leicht gefallen sind. Die neue Arbeitsstelle ist in Sigmaringen, sechzig Kilometer weit weg, was auf den Landstraßen eine Anfahrt von etwa einer Stunde bedeutet. Neben den vielen Kilometern, die ich dann täglich fahren werde, sind es zwei Stunden Lebenszeit täglich, die ich für die Fahrt zur Arbeit verbrauche, von eventuellem Schnee und Ähnlichem ganz abgesehen. Was ist eine Stunde Lebenszeit wert?

Aber das kann ja auch keine Dauerlösung sein. Zwangsläufig muss ich mich mit dem Gedanken anfreunden, in naher Zukunft wieder auf Wohnungssuche zu gehen, um diese Anfahrtsstrecke deutlich zu reduzieren. Also wieder ein Umzug – und das ist der andere Kompromiss, der mir noch ungleich viel schwerer fällt. Denn ich spüre inzwischen deutlich: Ich bin hier angekommen und fühle mich nicht nur sehr wohl, sondern bin hier auch zu Hause. Immer wieder gab es Situationen, in denen ich das überdeutlich erlebt habe, auch wenn die Zahl meiner sozialen Kontakte noch immer recht übersichtlich ist. Aber es ist bereits ein sehr vertrautes Gefühl, hier durch die Straßen zu gehen. Und das soll ich aufgeben?

Es tut weh, daran zu denken, auch wenn es noch nicht in den nächsten Wochen anliegt: Meine Wohnung aufgeben, die ich für mich recht schön gestaltet habe, in der ich mich wohl fühle und in der ich eine Zeitspanne eines guten Lebens verbracht habe. An diesem Punkt würge ich noch immer ein bisschen. Natürlich gebe ich meinem neuen Job die Chance, wunderbar zu werden. Auch könnte es ja alles noch viel besser werden, als es jetzt ist. Vielleicht finde ich auch in Zukunft eine noch viel schönere und dazu auch noch günstigere Wohnung?

Aber vielleicht gebe ich auch etwas ganz Wertvolles für mich auf.

Neu gemischte Karten

4 Gedanken zu „Neu gemischte Karten

  • 26. November 2020 um 9:18 Uhr
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    Wie schön wieder von dir zu lesen, lieber Matthias.
    Ich freue mich, dass du einen neuen Arbeitsplatz gefunden hast, auch wenn die äußeren Umstände erstmal nicht optimal scheinen, bringt sie doch Bewegung in dein Leben.
    Ich wünsche dir einen schönen 1. Advent.
    Herzlich grüßt aus Würzburg
    Irene

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  • 24. November 2020 um 22:14 Uhr
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    Möglicherweise ist auch nur der neue Job der Übergang. Dein Ziel ist ja wieder in die Ferne zu Fahren….dann wäre der kommende Job in Sigmaringen nur sehr temporär…..also würde ich mein Nest erstmal behalten, wenngleich die Anfahrt natürlich zunächst nervig ist.

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  • 24. November 2020 um 19:38 Uhr
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    Hallo Matthias,
    das sind recht unsichere Zeiten, in vielerlei Hinsicht! Mittlerweile sind viele Arbeitsplätze bedroht, nicht nur in der Automobilindustrie. Auch wenn der eigene Arbeitgeber noch Aufträge hat, kann es sein, daß man nicht ausliefern kann, weil Zulieferer nicht mehr liefern und dadurch die Produktion steht oder zumindest „Sand im Getriebe“ ist. Die Einzigen, die (wie immer) fein raus sind, sind die Beamten.
    Ich wünsche Dir, daß es mit dem Arbeitsvertrag klappt! Kopf hoch! Das mit der Wohnung in Sigmaringen findet sich oder Du kannst die Zeit überbrücken bis Corona vorbei ist und findest wieder eine Stelle in der Nähe Deines jetzigen Wohnorts.

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  • 24. November 2020 um 17:42 Uhr
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    Hallo Matthias,
    ich wünsche dir für deinen weiteren Werdegang ganz viel Erfolg
    und hoffe für dich, dass sich alles zum guten wendet.
    Also immer den Kopf hoch und niemals aufgeben.
    Bleib weiterhin gesund, denn das ist aus meiner Sicht das wichtigste.

    Happy Trail – Buen Camino – Enjoy & have fun 😉
    Gruß ich

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