Träume

Schon seit Jahren träume ich sehr intensiv. Immer wieder haben sich bestimmte Bilder in Abwandlungen wiederholt. So zum Beispiel mein VW-Käfer, von dem ich stets weiß, dass er noch immer in einer Garage steht. Eine Zeitlang, nach dem Ende meiner Ausbildung und vor der Wiederaufnahme des Kontakts, waberte mein Vater nächtlich wiederkehrend durch die Handlungen meiner Träume. Oder auch die vielen Variationen der mir direkt bevorstehenden Hinrichtung, die mich jahrelang gequält haben, eigentlich bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich entschloss, mein Leben gravierend zu verändern – als ich Würzburg hinter mir ließ, und die Fotografie!

Seit einiger Zeit quälen mich wieder Träume, die genau dies zum Thema haben: meine Vergangenheit als Fotograf! Das geht sicher bereits seit vier Wochen so, dass dieses Thema fast jede Nacht in den Träumen bearbeitet wird, in ganz unterschiedlichen Variationen. Sehr oft spielt dabei die Gewissheit eine Rolle, dass ich irgend einen oder auch mehrere Jobs nicht fertig gemacht habe. Dabei habe ich vergessen, dass noch Aufnahmen zu machen waren und ich nun nicht mehr genau weiß, in welchem Stadium der Job ist und was noch zu machen war. Ich fürchte den Ärger des Kunden, spüre darin den Druck, vor den virtuellen Kunden nicht als Versager dazustehen und gleichzeitig den Zwang, alles richtig, also perfekt zu machen. Auch die Angst vor den wirtschaftlichen Konsequenzen spielt im Traum dabei eine Rolle.

Alle diese Träume spielen in der Endzeit meines Fotostudios, teilweise auch danach. In einer besonders gruseligen Version stand ich letztens im Laden hinter den Schaufenstern und dachte noch darüber nach, ob ich den Laden nicht wieder übernehmen sollte. Es waren viel Menschen im Raum, auch im tiefer gelegenen Studioraum. Dort stand ich vor den Resten des von mir errichteten Laborbaus, der, von den Spanplatten der Wände befreit, nur noch aus den Balken bestand, die seine Stabilität garantiert hatten und im Traum teilweise viel dicker waren, als sie in der Realität gewesen sind.

Mich wunderten besonders die Balken am Boden, von denen ich wusste, dass ich sie nicht verlegt hatte und die durch ihre Existenz die Raumhöhe niedriger machten, als ich sie in Erinnerung hatte. Und ich fragte mich, wie das sein könnte, wo wir doch aufrecht im Labor gearbeitet hatten, was nun nicht mehr möglich zu sein schien. Einige Balken der Deckenkonstruktion hingen halb herunter, und es machte mir etwas aus, alles so schmutzig und heruntergekommen zu sehen. Es tat mir sehr weh, weil ich spürte, dass auch der Bau des Labors „mein“ Kind gewesen war.

Und mir begegnete im Traum ein Mensch, der wohl den Raum auch übernehmen wollte und die Dunkelkammer am Ende des Raums zu irgend etwas Fremden nutzen wollte und alles, was noch existierte, abwertete und lächerlich machte. Oft kommen in diesen Träumen Personen vor, die in keinen Zusammenhang mit dem Ort oder der Handlung stehen. So kam bereits mein Vater vor, aber auch mein älterer Bruder. Und natürlich kamen meine Mitarbeiterinnen immer wieder vor, auch meine Exfrau und meine Kinder sowie mein ehemaliger Vermieter, die alle in einem reellen Bezug zum Studio stehen.

Ich wache meist ziemlich verstört aus diesen Träumen auf. Dabei werde ich das Gefühl nicht los, dass sie mich auf etwas hinweisen wollen, ähnlich wie die anderen wiederkehrenden Handlungen, die ich eingangs erwähnt habe. Aber die Deutung fällt mir nicht leicht. Die meisten sich in ihrem Schema wiederholenden Träume hörten auf, nachdem ich etwas getan oder erledigt hatte, was längst fällig gewesen war. Nachdem ich meine Angst überwand und meinem Vater angeboten hatte, wieder miteinander zu reden, träumte ich nicht mehr von ihm. Als ich mein Leben in Würzburg aufgab und mich auf den Weg machte, hörten die Träume von der Hinrichtung auf. Folglich würde wieder einmal ein Handeln meinerseits anstehen, auch wenn ich noch nicht weiß, was zu tun ist.

Der Bezug zu meinem ehemaligen Beruf, der Fotografie, könnte den Schluss nahe legen, dass es um meine derzeitige Arbeit und Berufsausübung gehen könnte. Was mache ich dabei falsch und was wäre dann richtiger? Oder geht es um etwas ganz anderes? Mein Leben in Rottweil? Sollen mir die Träume vielleicht sagen, dass ich auf meinem Weg eher zu einem sich wiederholenden Stillstand gekommen bin, aus dem ich wieder aufbrechen sollte? Wie bekomme ich nur die notwendige Klarheit, um wieder ins Handeln zu kommen?

Träume

3 Gedanken zu „Träume

  • 27. Oktober 2019 um 17:22 Uhr
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    Lieber Matthias, ich finde, Dirk hat das sehr gut geschrieben. Ich bin kein Traumdeuter und kann Dir da keinen Rat geben, aber wenn es bisher immer geklappt hat, dass Du Dich dem stellst, worüber Du geträumt hast, mach weiter so. Und was Dirk schon schrieb hab ich Dir ja auch schon öfter gesagt: Du bist gut!!! Bussi, Inken

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  • 21. Oktober 2019 um 19:09 Uhr
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    Lieber Matthias,
    wir kennen uns nur einige Wochen aus unserer Fahrschulzeit in Braunschweig. Beim Lesen Deines Blogs bin ich immer wieder erschrocken, welch riesige Brocken Du auf Deinem Rücken mit Dir herumschleppst.
    In der Fahrschulzeit warst Du mit weitem Abstand der beste Fahrschüler – sowohl praktisch wie auch theoretisch. Auch wenn Du Dich über unseren Lehrer Jens geärgert hast, so wird auch er das so gesehen haben. Anderenfalls hätte er nicht Dich als allerersten zur theoretischen und auch zur praktischen Prüfung angemeldet. Das sind objektive Fakten, die Dich eigentlich stolz und selbstbewusst machen sollten.
    Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, sind auch Deine Reisegäste mit Dir, mit Deinem Fahrstil, mit Deinem Auftreten hoch zufrieden. Von dieser Gästezufriedenheit erfährt mit 100%-iger Sicherheit auch Dein Arbeitgeber, was Dein Standing und Deine Verhandlungsposition im Betrieb verbessert. (Dass die Kollegen eher abfällig oder distanziert reagieren, wird eher damit zusammen hängen, dass sie Dir in keiner Weise das Wasser reichen können und dieses eventuell sogar von Euren gemeinsamen Vorgesetzten zu hören kriegen – das weiß ich natürlich nicht.)
    Was ich Dir sagen will: Wenn ein Mitarbeiter innerhalb einer Firma Stress bekommt, dann nicht zwingend weil er schlecht ist und zu viele Fehler macht, sondern auch deshalb, weil er ZU GUT ist und mit seinem Auftreten, seinen Fragen, seinen Anmerkungen, seinen Anregungen, seinem Streben nach Verbesserungen etc. den allgemeinen „Büroschlaf“ (im übertragenen Sinne) stört. So einer bist Du. Und das ist ein Kompliment!
    Als „dummer“ Soziologe weiß ich nicht, was das mit Deinen Träumen zu tun hat. In meinem schlichten Weltbild verarbeiten Träume immer die Vergangenheit und taugen wenig als Ratgeber für zukünftiges Handeln. Ich kann Dir nur sagen: DU BIST GUT – als Mensch und auch fachlich. Insofern stehen Dir alle Optionen offen.
    Ich hoffe, Du findest die Unterstützung, um den „Vergangenheits-Brocken“ in die Ecke schmeißen zu können und einer „rosigen“ Zukunft entgegen zu gehen.
    Beste Grüße
    Dirk

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    • 28. Oktober 2019 um 22:26 Uhr
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      Lieber Dirk,

      ich kenne Matthias seit über 20 Jahren und ich muss sagen – Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen – so ist er halt! ZU GUT FÜR DIE WELT! Nur tut er sich halt schwer das zu glauben…. 🙂

      LG
      Christine

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