Die Bank war mit ausgeblichenem Holz undefinierbarer Abstammung errichtet und als Fünfeck um den Olivenbaum gebaut. Der Baum war nicht so dicht, dass nicht die Sonnenstrahlen immer wieder den direkten Weg auf meine Augen fanden, während die Sonne langsam über den Himmel wanderte. Es war sommerlich warm und es ging ein ganz leichter Wind. Ich lag auf dem Rücken mit geschlossenen Augen und hörte auf die Geräusche, die ich unterscheiden konnte. Natürlich die Flugzeuge, die niedrig fliegend vom Flughafen kamen und einige, die bereits in großer Höhe mit Kondenzstreifen über den blauen Himmel flogen.
Dazu die Kinder, die beim örtlichen Museum durch eine dortige Angestellte beschäftigt wurden, soweit ich es verstehen konnte, hatte eines der Kinder Geburtstag. Und sie sausten beim Spielen um den Olivenbaum herum und warfen immer wieder Blicke des Nichtverstehens in meine Richtung. Natürlich gab es Vögel und Insekten, manchmal konnte ich auch ein Auto oder ein Motorrad hören, dann auch das typische Geräusch einer frisch geöffneten Bierflasche und das Klimpern leerer Flaschen. Und wenn ich mich bewegte, knarrte die Bank unter der Last.
Eigentlich war ich komplett übermüdet. Gerne hätte ich dort geschlafen, ich hatte das Gefühl, dass es sehr nötig gewesen wäre, aber es ging nicht, denn die Intensität des Moments ließ ein Schlafen nicht zu. Ich hatte mal wieder einen Nacht-Transfer nach Frankfurt gefahren und hatte die Anweisung, dort bis zum Abend zu bleiben, um eine andere Gruppe wieder mit zurück zu nehmen. Und da mir die Parkgebühren auf dem Flughafenparkplatz sehr überzogen erscheinen, vor allem, wenn man dort vierzehn Stunden steht, bin ich zum nächsten Rasthof gefahren und habe dort geparkt. Und hatte mich dort mit einer Kundin meiner Jakobsweg-Tour verabredet, die extra wegen mir dorthin gekommen war.
Sie lag auf dem benachbarten Teil des Fünfecks und hatte genau wie ich die Augen geschlossen. Sie lauschte wie ich den verschieden Geräuschen und schwieg, genau wie ich. Ich war mir ihrer Nähe bewusst und genoss die Ruhe und das Fehlen der Notwendigkeit, ein Gespräch führen zu müssen. Wir lagen so dicht, dass sich unsere Haare berührten und doch gab es meinerseits keinen Impuls, ein Mehr an Nähe zu erzeugen. Ich weiß nicht, an was sie gedacht oder was sie gefühlt hat.
Als wir uns das erste Mal trafen, war es auf einem Berg bei Reutlingen, auf dem ein Aussichtsturm steht. Auch dort haben wir einen Spaziergang gemacht, in der Nähe gibt es eine Hochebene, die auch als Weide für Schafe fungiert und über die wir in aller Ruhe gewandert sind. Am Schluss saßen wir auf einem Baumstamm und schwiegen. Trotzdem fand ich die Nähe inspirierend und das Gefühl, von ihr wie versehentlich berührt zu werden, machte mich unsicher. Andererseits genoss ich auch die Umarmung bei unserem Abschied, die eine ungewohnte Intensität hatte.
Letztlich war es aber jedesmal der Moment der inneren Ruhe und des Abschaltens, der mir diese Stunden so wertvoll macht. Es war einfach das „Hier und Jetzt“, dem ich mich ganz hingeben konnte, ohne dass irgend etwas fehlte. Von allem, was dort war, war einfach genug da. Es sind ganz wertvolle Stunden für mich, und ganz sicher lasse ich sie in meinem Leben viel zu selten zu!
Aber ich freue mich schon darauf, wieder einmal so etwas zu erleben.