Kaputt

Ja, ich auch! Aber davon sollte nicht die Rede sein. Viel mehr merke ich, dass Teile meiner Ausrüstung der Belastung nicht standhalten. Das markanteste Beispiel sind meine beiden Sockenpaare. Es sind ja keine Aldi-Socken, sondern Laufsocken aus dem Fachgeschäft. Sie waren auch nicht ausgesprochen billig! Das erste Paar hat bereits vor einer Woche Löcher bekommen. Das zweite Paar habe ich heute in den Müll geschmissen.

Ärgerlicherweise fallen sie einfach auseinander. Und ich habe gestern, bevor ich bemerkt habe, was da Sache ist, durch ein Loch in der Socke eine neue Blase am Fuß bekommen. Ich hätte mir eine längere Haltbarkeit vorgestellt, zumal ich mit den normalerweise von mir getragenen Socken deutlich bessere Erfahrungen in Sachen Langlebigkeit gemacht habe.

Heute hat zudem meine Sonnenbrille den Geist aufgegeben. Der eine Bügel war schon in der vergangenen Woche verloren gegangen, ich konnte sie aber gerade noch tragen, ich musste sie halt ständig im Gesicht wieder gerade rücken. Heute ist nun der zweite Bügel abgebrochen. Gut, die Brille habe ich am zweiten Tag meines Jakobswegs vor sieben Jahren in Jaca gekauft. Es war keine teure Brille, und sie hat auch nicht besonders gut in mein Gesicht gepasst. Aber ich hätte sie gebraucht, gestern und heute besonders!

Bei meinen Trekkingstöcken ist im Verlauf der vergangenen Woche eine Spitze abgebrochen, die andere verbogen. Sicherlich kann das mal passieren. Eventuell bin ich mit dem Stock zwischen zwei Steinen hängen geblieben und habe beim Weitergehen die Spitze abgebrochen. Aber es ärgert mich trotzdem ein bisschen, dass ich mich jetzt darum kümmern muss, diese Spitze zu erneuern. Es ist wohl kein Problem, Ersatz dafür zu bekommen, aber es muss halt gemacht werden.

Der Wasserfilter ist am Ende, die Dichtung ist kaputt. Auch hier muss ich tätig werden, um für das weitere Wandern Ersatz zu bekommen. Aber das Schlimmste sind meine Schuhe! Ich hatte sie ja im November gekauft, bestimmt 500 km lang eingelaufen und war ziemlich zufrieden. Seit zwei Tagen jedoch habe ich das Gefühl, dass entweder die Schuhe geschrumpft oder meine Füße gewachsen sind. Es fühlt sich so an, als ob der vordere Teil des Fußes von allen Seiten zusammengepresst wird. Zusätzlich stoße ich, besonders beim Abwärtsgehen, mit den Zehen vorne am Schuh an, was früher nicht gewesen ist.

Nachdem ich heute gegen 14:00 Uhr hier in Tehachapi (Sprich: Te Hatschi Pi) eingetroffen bin, habe ich die schmerzenden Füße mühevoll aus den Schuhen geholt und ein einstündiges Bad genommen. Alles ist wund und die Füße fühlen sich vorne halb taub an. Ich werde wohl in den sauren Apfel beißen müssen und mir morgen neue Schuhe beschaffen müssen. Mit meinen alten, eigentlich geliebten Meindl Schuhen werde ich nicht weiter laufen können.

Angesichts dieser Umstände könnt ihr euch sicher vorstellen, dass die letzten zwei Tage eine ziemliche Zumutung waren. Vierzig Meilen in Schuhen laufen zu müssen, die nicht mehr passen, ist eine Quälerei. Zudem führte der Weg gestern durch eine absolut schattenfreie Ebene, in der sich zahllose Windräder drehen, der Wind ziemlich bläst und die Sonne unbarmherzig herunterscheint. 35 °C waren hier angesagt. Heute war es nicht viel besser, es ging mal wieder über sechs Meilen bergauf, das Ganze ebenfalls ohne Schatten. Für mich war die einzige Lösung die, so zügig wie möglich zu laufen, um das jeweilige Tagesziel schnellstmöglich zu erreichen. Dass das den Füßen nicht gut tut, ist sicher vorstellbar. Und genau so fühlen sie sich heute an! Und insofern passt die Überschrift durchaus auch für mich.

Kaputt

4 Gedanken zu „Kaputt

  • 24. Mai 2017 um 23:22 Uhr
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    hallo Matthias
    nur nicht verzweifeln, Sachen gehen kaputt,auf dem CDT hab ich 3mal meine stöcke abgebrochen. ein mal beide gleichzeitig.socken und schuhe sowieso.bei socken bin ich nach vielen paaren smartwool bei
    einer Firma gelandet die Darn Tough heist.die sind echt unzerstörbar.die einzigen mit lebenslanger garantie auf socken ?!?.schön das du auf Sportschuhe gewechselt hast.ich denke das wird dir helfen.
    lg heiko

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    • 25. Mai 2017 um 0:10 Uhr
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      Lieber Heiko, danke für die Mut machenden Worte. Inzwischen habe ich alles organisiert und am Freitag soll es weitergehen. In den neuen Schuhen, mit neuer Brille, Wasserfilter und Spitzen. Ich war wohl einfach ein bisschen erschöpft und mutlos. Jetzt geht es wieder. Aber Deine moralische Unterstützung tut mir gut, vielen Dank dafür und herzliche Grüße nach Würzburg

      Matthias

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  • 24. Mai 2017 um 9:06 Uhr
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    Hallo Matthias,
    ich denke, ein oder zwei Tage Pause wären jetzt wichtig, Du mußt dich schnellstmöglich wieder mit intakten Utensilien eindecken, damit der weitere Weg dir auch Freude macht.
    Zudem ist auch eine Erholung für dich und vor allem für deine Füße sehr wichtig und nötig.
    Hetze dich nicht und esse mehr und regelmäßig, sonst machst du bald schlapp.
    Ich hoffe, bald wieder positivere Meldungen ohne Zweifel von dir lesen zu können.
    Norbert

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  • 24. Mai 2017 um 8:47 Uhr
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    Lieber Matthias,
    das was ich jetzt schreibe lässt sich leicht schreiben, so von zu Hause. Dennoch … nicht nur Körper sondern auch Materialien ermüden. Ob es früher als gedacht passiert, ist eigentlich dabei nicht wichtig, der Istzustand ist in diesem Fall entscheidend. Darüber nachzudenken, warum und ob das so richtig ist, ist eigentlich müßig, es wäre der Blick in die Vergangenheit. Wolltest du nicht auf deinem Weg den Blick nach vorne richten. Schau nach vorne, ersetze die eschädigten Materialien und kümmer dich um deinen Körper. Nach über 500 Meilen darf auch dieser mal einen intensiven „Boxenstopp“ bekommen. Gönne dir Ruhe!

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