Mom’s

Ich sitze bei Mom’s in Julian, California. PCT-Hiker bekommen hier kostenlos ein Pie mit Eis und einen Kaffee. Mom ist vor 15 Jahren den PCT gelaufen und hat ein offenes Herz für alle, die ihn jetzt wandern. Es ist diese Großzügigkeit, die mich immer wieder erstaunt.

Heute Morgen, nach vier Meilen, die ich in schnellem Schritt hinter mich gebracht habe, traf ich unter einer Brücke ungefähr zwanzig andere Wanderer, die dort von verschiedenen Amerikanern mit einem Frühstück begrüßt wurden, natürlich kostenlos. Und es gab dort fast alles: Kaffee, Obst, Erfrischungsgetränke, und an einer Stelle wurden frische Pfannkuchen gebraten, auf einem Gasbrenner, um den Wanderern etwas Gutes zu tun. Mich bewegt diese Großzügigkeit sehr, denn ich kann sie mir in Deutschland nicht vorstellen. Aber vielleicht müsste ich damit anfangen?

Seit mein Gepäck leichter ist, geht es auf dem Weg deutlich leichter. Es kann auch sein, dass mich die Höhe weniger anstrengt und ich in einen Rhythmus komme, der mir vom Jacobsweg vertraut ist. Gestern bin ich 16 Meilen gelaufen. Es war sehr heiß, es ist hier Wüste, es gibt kaum Schatten. Und als ich einen großen Stein als Schattenspender fand, machte ich Pause.

Das war am Nachmittag, so gegen 16:30 Uhr. An dieser Stelle bin ich fast eingeschlafen. Und merkte daran, dass es für den Tag genug war. Ein Übernachten war dort nicht möglich. So machte ich mich auf, einen vernünftigen Platz zum Schlafen zu finden. Höchstens 500 m weiter fand ich einen schönen Platz für mein Zelt. Nach einem schnellen Nudelgericht und etwas getrocknetem Fleisch habe ich mich hingelegt. Ich habe dort die Nacht verbracht und wieder fast elf Stunden am Stück geschlafen.

So bin ich heute Morgen frisch ausgeruht gestartet und die ersten vier Meilen vergingen wie im Flug, zumal es heute etwas bewölkt ist und es insofern noch nicht so warm war. Jetzt werde ich noch mein Wasser und meine Lebensmittel auffrischen und mich dann wieder auf den Weg machen. Ein älterer Amerikaner nahm uns von der Brücke bis nach Julian mit und hat uns angeboten, uns auch wieder zurück zu fahren. Auch dies ist eine Art von Großzügigkeit, die mir aus Deutschland nicht vertraut ist.

Das nächste Stück des Weges geht wieder ziemlich bergauf und es gibt sehr wenig Wasserstellen. Ich versuche, trotzdem keine Angst zu haben, sondern meine Vorbereitungen so optimal wie möglich zu machen.

Und werde mir angewöhnen, diese Großzügigkeit viel offener anzunehmen, als jemals zuvor. Und wünsche mir, ähnliches auch in Deutschland zu erleben und genauso zu geben, wenn ich die Möglichkeit dazu habe.

Mom’s

3 Gedanken zu „Mom’s

  • 23. April 2017 um 21:52 Uhr
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    Matthias, es ist so schön zu lesen, wie Du mit großen Schritten voran kommst! Weiter so und gönne Dir die Pausen, die Du brauchst! A!!er beste Grüße Christine

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  • 23. April 2017 um 21:07 Uhr
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    Schön, dass es Dir so gut geht…denk an Dich, Bussi, Inken

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  • 23. April 2017 um 20:10 Uhr
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    Was für ein wunderschöner Eintrag, ich wünsche dir noch viele von diesen zwischenmenschlichen Erlebnissen. Gehören solche Erlebnisse nicht zu den Highlights des Weges? Ich würde gerne einer der Menschen sein können, der dir und anderen Wanderern so etwas Gutes tun darf.
    Du musst dich aber mit schriftlichen Zuwendungen und vielen guten Wünschen begnügen. Auch diese kommen von Herzen ♥️

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