„Das ist ja gar nicht zu schaffen, was hast Du Dir denn dabei gedacht? Es ist undurchführbar, das schaffst Du ohnehin nie. Wie willst Du das denn hin bekommen? Du hast ja keine Ahnung, auf was Du Dich da eingelassen hast. Gib es schnell auf, ehe Du noch mehr Fehler machst……“
Heute ist wieder einmal so ein Tag. Ich habe in einem Reiseblog gelesen, in dem eine Frau Ihren PCT beschreibt, den sie vor fünf Jahren gelaufen ist. Sie ist noch immer sehr begeistert von ihrem Erlebnis und beschreibt ausführlich die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die sie bestanden hat. Dabei merkte ich erst langsam, dass mich beim Lesen Angst und Zweifel überschwemmen. Die inneren Stimmen werden ständig lauter, bis sie fast schreiend in meinem Kopf dröhnen, und der Mut wird immer schwächer. Und nun sitze ich hier in der sonnigen Küche beim sehr späten Frühstück mit heißem Kaffee und meinem Obstsalat, draussen ist traumhaftes Wetter bei frischen null Grad – und mir ist zum Heulen zumute und ich könnte mindestens eine Umarmung brauchen. Es kostet mich so viel Energie, mich gegen diese Gedanken zu stellen und trotzdem mein Ziel zu verfolgen. Und ich versuche, mit dem Verstand dagegen zu halten, jenem Verstand, der ganz gut in Schuss ist und mit dem ich doch schon einiges zustande gebracht habe.
Bin ich wirklich zu blauäugig? Ist es vielleicht einfach so, dass wir Menschen unser eigenes Augenmerk mehr auf das legen, was wir mit Mühe und Anstrengung geschafft habe, als auf das, was uns mühelos von der Hand geht? Ich berichte ja auch nicht davon, dass ich Staub gewischt und den Müll herunter gebracht habe. Statt dessen beschreibe ich die Anstrengung der 400 km Autobahn mit drei Staus und zwei Unfällen, nach denen ich noch das anspruchsvolle Vorstellungsgespräch durchgestanden habe. Was ist aber unter dieser Vorgabe die Information in einem Reiseblog noch wert? Sollte ich die Informationen vielleicht relativieren? Ignorieren? Als eine Beschreibung eines individuellen Erlebens einer Person, die vielleicht so ganz anders ist als ich und die ganz andere Dinge erlebt hat? Oder mache ich es mir hier wieder zu einfach? Erwarte ich einfach, dass ich es viiiiiieeel leichter haben werde?
In den letzten Tagen habe ich einige Entscheidungen gefällt. Bei der Ausrüstung bin ich, glaube ich, auf einem sehr guten Weg. Ich habe mit Julian Burger vom Würzburger Sportversand einen kompetenten Ansprechpartner, der mir mit sehr guter Beratung und guten Preisen viel Unterstützung gibt. Dabei schaue ich gemeinsam mit ihm darauf, dass es ein vertretbarer, guter Kompromiss zwischen leichtem Gewicht und den Kosten wird. Ich bekomme zudem ein gutes Zelt geliehen, alles leicht und für solche Unternehmungen bestens geeignet. Basierend auf meine Erfahrungen vom Jakobsweg gehe ich davon aus, dass mein Rucksack mit Wasser und Lebensmitteln an die zwanzig Kilo wiegen wird. Das Gewicht des Rucksacks war damals kein wirkliches Problem. Natürlich war ich immer froh, ihn absetzen zu können. Aber es wurde immer gewohnter, mit ihm in Bewegung zu sein. So muss ich mir doch um die Ausrüstung keine Sorgen mehr machen!
Die Planung des Weges ist es wohl, was mir besondere Ängste erzeugt. Die Planung der Strecken, eventuell notwendiger Umgehungen, die Versorgung mit Lebensmitteln, die Navigation – all das ist wie ein grauer, bedrohlicher Schatten, der das ganze Licht der Freude und des Mutes aufsaugt. Dabei habe ich inzwischen Kontakt mit einem Mädchen, dass vor zwei Jahren den Weg gegangen ist – als Zwanzigjährige! Und habe eine Kontaktadresse in Würzburg von einem erfahrenen Weitwanderer, mit dem ich mich in den nächsten Tagen treffen möchte und von dem ich mir einige Tips zum PCT holen möchte. Und ich habe noch fast drei Monate, die ich ziemlich weitgehend in diese Planung stecken kann. Warum also all diese Angst? Und wie schaffe ich es, mich nicht unter kriegen zu lassen?
„….und wünsche mir sehnlichst den nachhall der umarmungen und der mutmachenden worte – gegen meine zweifel“
Verlier nicht den Mut, Du schaffst das!!! Du gehst ja net zum Shoppingbummel, sondern wanderst einen sehr anspruchsvollen Tripp und da ist es doch klar, dass es da Strapazen und Probleme geben wird. Hauptsache, Du bereitest Dich so gut vor, wie Du es schon angehst und sieh es gelassen….wenn es doch zu stressig wird, kannste immernoch den Trail abbrechen, nen Flug buchen zu ner hübschen Destination, chillst ne Runde in der Sonne, lernst ne hübsche Millionärin kennen…..usw. 🙂
Und ne Umarmung kannste immer haben, weißt ja wo ich bin 🙂