Das hatte ich auch noch nicht gewusst: Es gibt Arsch-Engel! Das sind Menschen, die mir auf die Nerven gehen können, mich innerlich in Schwierigkeiten bringen oder mich mit ihrem Verhalten extrem provozieren. Und wenn ich ihr Verhalten und meine Reaktion darauf genauer betrachte, so stelle ich fest, dass ich durch mein Verhalten besonders über mich etwas lerne, mit meinen Eigenheiten und Schwächen konfrontiert werde. Vielleicht bekomme ich auf provozierende Art und Weise zum wiederholten Male gespiegelt, wie sehr es notwendig ist, dass ich auf mich selbst achte und rechtzeitig beginne, mich abzugrenzen. Folglich verhelfen mir solche Menschen, so sehr ich sie auch in diesem Moment verfluche, zu innerem Wachstum und fortschreitender Reife. Und eigentlich muss ich ihnen dafür dankbar sein, dass sie so sind, wie sie sind, und mich auf diese Weise voran bringen, nur den Ausdruck dafür kannte ich noch nicht. Vielmehr kannte ich den alten Spruch aus den Siebzigern, wonach niemand unnütz ist, er könne ja immer noch als schlechtes Beispiel herhalten.
Es gibt noch andere Arten von Engeln. Auch das habe ich erst seit neuestem gelernt: Trail-Angels! Das sind die „Engel des PCT“, die völlig uneigennützig die Wanderer auf dem Weg unterstützen. Da gibt es zum Beispiel ein älteres Ehepaar in San Diego, die auf ihrem Grundstück bis zu achtzehn Wanderer gleichzeitig übernachten lassen, sie mit Frühstück verpflegen, sie bei Einkäufen unterstützen und täglich am frühen Morgen die startenden Hiker zum achtzig Kilometer entfernten Startpunkt fahren. Und das nicht als Job, sondern als Ausdruck des Respekts und inneren Bedürfnisses, ein bisschen zu helfen. Von solchen Trail-Angels gibt es eine ganze Menge. Manche sorgen unsichtbar dafür, dass an einer bestimmten Stelle große Wasserflaschen bereit stehen, mit denen die Wanderer ihre Wasservorräte auffüllen können. Und in den verschiedenen Berichten gibt es viele solche Beispiele, wo irgend eine Person einen Wanderer aufnimmt und ihn gratis übernachten lässt, ihn mit Essen versorgt oder zum Arzt bringt, falls das notwendig sein sollte. Und immer , wenn ich solche Begebenheiten lese, kann ich es nicht fassen, dass es solche hilfsbereiten Menschen gibt, dann bin ich so sehr erstaunt und bewegt, dass ich die Tränen im Auge spüre.
Und dann gibt es meine Engel. Es sind keine Schutzengel, obwohl… auch das könnte sein. Ich meine damit Menschen, die von mir und meinen Schwierigkeiten der letzten Jahren wissen und von der Begeisterung über mein Projekt angesteckt worden sind. Und die nun im Rahmen ihrer Möglichkeiten Unterstützung leisten, mit deren Umfang ich nicht gerechnet habe, die ich mir nicht mal im Traum hätte vorstellen können. Sie machen mich sprachlos! Und auch hier lerne ich wieder etwas über mich. Denn im Hintergrund meines Denkens läuft noch immer das Schad-Programm: Du bist das gar nicht wert! Und wenn ich wieder solch überbordender Hilfe und Unterstützung begegne, merke ich, dass das alte Programm noch immer aktiv ist und tendiere immer dazu, die Hilfe und Unterstützung pauschal abzulehnen, ja zurückzuweisen.
Und diese Engel haben echte Namen. Ich habe kürzlich Helga besucht, meinen Start-Engel. Denn ohne ihre großzüge Unterstützung mit der Finanzierung wäre nichts von dem passiert, was in den letzten fünf Wochen in Bewegung geraten ist. Ja, es sind praktisch erst fünf Wochen, seit das Projekt PCT gestartet wurde – und ich kann mich fast nicht mehr daran erinnern, wie es vorher war, so lange scheint es mir her zu sein. Durch ihre Leihgabe habe ich neue Weichen stellen und wichtige Entscheidungen fällen können, die es sonst nicht so gegeben hätte. Sie hat mir ermöglicht, mutig zu sein und das auch jeden Tag aufs neue zu sein. Und dann sind da Thomas und Silke, die sofort mit totaler Begeisterung hinter meinen Plänen standen und von denen ich ein Zelt und einen Kocher geschenkt bekommen habe. Und ich hatte vorher nicht gewusst, wieviel man für so ein Zelt hinblättert.
Genauso haben mich Johanna und Martin überrascht, als sie mir den Schlafsack finanziert haben. Auch hier hatte ich keine Ahnung, was so ein Schlafsack kostet und wie groß dadurch die Unterstützung ausfällt. Roland und Susanne haben die elektrische Lösung für die Stromversorgung ermöglicht. Oder Karin, die als erste von meinen Planungen erfuhr und mir die Schuhe finanziert hat. Oder Inken, die mir angeboten hat, meine restlichen Sachen bei ihr unterzustellen, während ich in den USA bin. Und es geht gar nicht um große Dinge. Auch ein Handtuch hilft, oder auch eine Spende für ein Steak auf dem Weg, für die ich Silke sehr dankbar bin. Und als bislang Letzte trägt sich Ulrike in die Liste der Engel ein, die mir in einer für mich fast unannehmbaren Weise finanzielle Unterstützung zukommen ließ.
Allen meinen Engeln möchte ich hier danken. Vielleicht fehlen mir manchmal die richtigen Worte, oder sie fallen etwas zu dürr aus, weil ich mit der Rührung nicht so gut umzugehen weiß. Aber nicht nur für die praktische Unterstützung möchte ich mich bedanken, denn es gibt noch so viel mehr Engel für mich. Es sind die Menschen, die mir mit ihrer Freude und Begeisterung Mut machen. Die Menschen, die sehen, dass der Aufbruch – oder Ausbruch – für mich so wichtig ist und die mir mentale Unterstützung geben und sich freuen, dabei zu sein, wenn auch nur virtuell. Noch habe ich niemanden erlebt, der mich bei dem, was ich gerade tue, für verrückt erklärt hat. Alle gehen emotional mit mir, empfinden mich als sehr mutig – und freuen sich mit mir. So etwas habe ich noch nicht erlebt, und ich habe es mir nicht vorstellen können, dass es so sein könnte. Ich danke Euch allen dafür. Für jede Form von Unterstützung!
Lieber Matthias, Du hast auch einen „Ebay-Engel“….vielleicht kann ich am Pizzatag schon die ersten Bücher mitnehmen? Arschengel gibt es immer wieder, aber Jeder hat halt seinen Blickwinkel und seine Meinung…lass sie Reden, halt Dich an deinem Willen und an deinen guten Gedanken fest, Du packst das!!!! LG, Inken