Ich spüre noch die festen Umarmungen, die wir uns als Freunde schenken konnten, ohne dass es unangenehm oder peinlich gewesen wäre, selbst wenn Du kein T-Shirt an hattest. Die ausgeprägten, von vielen Stunden im Fitness-Studio gestählten Brustmuskeln und die muskulösen Arme trage ich in mir, als eine lebendige Erinnerung, unauslöschbar.
Du fehlst schon jetzt. Noch gestern habe ich von Dir geredet, vor zwei Tagen habe ich Dir noch eine Nachricht geschrieben und habe etwas enttäuscht gewartet, ob ich nicht eine Antwort bekommen könnte. Vielleicht hast Du sie gar nicht mehr gelesen. Und ich werde nie wieder eine Nachricht von Dir bekommen.
Wir kannten uns siebenundzwanzig Jahre, davon waren wir sicher 23 Jahre befreundet. Du hast mich unterstützt, als es mir richtig schlecht ging. Du hast immer ein Ohr für mich gehabt, hast mir stets wertschätzend und ehrlich die Meinung gesagt und warst ein richtig guter Freund, wie es nicht viele gibt. Und ich wusste, ich konnte mich auf Dich verlassen, Du warst da, wenn ich Not hatte. Ich habe es erlebt, dass ich auch Dir eine Stütze sein konnte, als es Dir im Rahmen einer Trennung den Boden unter den Füßen weggerissen hatte. Ich habe Dich weinend erlebt und konnte Dich trösten. Ein Geschenk unter Freunden! So konnten wir uns gegenseitig stützen, wie es eben bei guten Freunden sein sollte.
Ich mochte Deinen scharfen und analytischen Blick auf die Welt, die Fähigkeit, genau auf die Details zu schauen und präzise zu formulieren. Wir hatten eine ähnliche Wahrnehmung, die mit vielem Lachen verbunden war. Ich liebte Deinen positive Einstellung zum Leben. Wie kann es sein, das es Dich nun verlassen hat?
Noch stehe ich unter Schock und fühle mich innerlich wie erstarrt. An das Gefühl von Trauer komme ich noch nicht heran. Es erscheint mir unvorstellbar, dass ich nie wieder von Dir hören werde, dass da etwas passiert ist, was einfach unmöglich ist, was einfach nicht passieren darf. Ich hatte Dich als meinen Testamentsvollstrecker eingesetzt und war mir sicher, dass Du meinen Nachruf schreiben würdest. Jetzt schreibe ich den Deinen, oder zumindest etwas ähnliches.
Ich fühle eine große Dankbarkeit, Dich gekannt und als Freund gehabt zu haben. Ich bin sehr froh, dass ich Dir ein kleines Denkmal in einer meiner Geschichten gesetzt habe, obwohl das gar nicht so gedacht war. Aber in dieser Geschichte lasse ich Dich weiterleben und Du bleibst mir dadurch nahe. Wir werden keinen Wein mehr zusammen trinken. Aber beim nächsten „Tag der Freunde“ in meiner Wohnung werden wir genau das tun, was ich in meiner Geschichte geschrieben habe. Wir werden nicht trauern, sondern uns mit Freude an die gemeinsamen Erlebnisse mit Dir erinnern, über die alten Witze lachen und das Leben feiern, dankbar darüber, dass es Dich in unserem Kreis gegeben hat.
Ich hoffe, dass Du ein bisschen südliche Sonne bei Dir hast, gutes Essen und einen kräftigen Rotwein, den Du sehr geschätzt hast, und dass Du die Liebe und Verbundenheit derer spüren kannst, die nun ohne Dich weiterleben müssen. Wo auch immer Du jetzt bist!

Lieber Matthias,
es ist unwirklich, unfassbar, nicht zu begreifen, schwer zu ertragen und dennoch müssen wir, die wir auf diese Nachricht blicken, damit umgehen und sie radikal akzeptieren lernen. Als du mir die Nachricht am Telefon überbrachtest, blieb die Welt einen kurzen Moment gefühlt stehen. Ein Freund ist gegangen, einfach so, ohne dass ein Wort des Abschiedes möglich war und die passenden Worte habe ich in dem Moment nicht finden können. Armin ist nicht mehr da und unsere Aufgabe kann es nun sein, ihn nicht zu vergessen, ihn in uns lebendig zu halten, in den Erlebnissen mit ihm, ganz im Stillen oder auch gemeinsam mit Freunden. Meine Gedanken sind auch bei seiner Frau und seiner Tochter und bei dir.