Oftmals, wenn ich im September mit dem Bus unterwegs war, sah ich die übervollen Obstbäume an den Straßen, an denen ich entlang fuhr. Mit großer Sehnsucht sah ich ihnen nach, wenn sie im Spiegel entschwanden, wusste ich doch, dass ich während der Arbeit keine Möglichkeit hatte, mich an der Fülle der Natur zu bedienen.
Ende September, an einem regenerischen Samstag, machte ich trotz des mäßigen Wetters einen Ausflug nach Spaichingen. An der Auffahrt zum Dreifaltigkeitsberg erging es mir wieder so, dass mich die Fülle an Äpfeln und anderem Obst vom Auto aus geradezu ansprang. Und es tat mir weh, so viel Obst am Boden liegen zu sehen, was offensichtlich niemand zu holen beabsichtigte. Leuchtend rote Äpfel im grünen Gras…
Auf dem Rückweg hielt es mich nicht mehr, und ich fand schnell eine Stelle, an der ich das Auto parken konnte, ohne irgend jemanden zu behindern oder zu gefährden. Zu meiner eigenen Überraschung hatte ich sogar an Taschen für den Transport gedacht und innerhalb von zehn Minuten waren zwei Jutetaschen bis zum Rand gefüllt mit Fallobst von den verschiedenen Bäumen. Zu Hause angekommen entstand sofort der erste Apfelkuchen nach einem Rezept aus dem Internet. Natürlich war bei dem Obst einiges wegzuschneiden, trotzdem konnte ich mich eines heimlichen Gefühls der Freude nicht erwehren, vollkommen kostenlos zu so einer Menge an Äpfeln gekommen zu sein. Und was waren das für geniale Äpfel: Ein Baum lieferte sehr sauere Exemplare, die nach meinem Geschmack bislang den besten Apfelkuchen ergeben haben.
Zwei Wochen später stand ich vor einem anderen Baum, der noch viele große Äpfel trug, jedoch noch mehr von ihnen bereits abgeworfen hatte. Es war mitten in einem Dorf in der Nähe, und ich war etwas gehemmt, mich einfach so zu bedienen, da ich nicht erkennen konnte, wem der Baum gehörte. Gegenüber stand jedoch eine Garage offen, in der ein Mann werkelte. Kurz entschlossen ging ich zu ihm und befragte ihn zu diesem Baum und seinem eventuellen Besitzer. Nach seiner Aussage wohnt der Besitzer weit weg und kümmert sich nicht um die Früchte seines Baumes. Und wie viele Menschen im Ort auch, würden er und seine Frau sich ebenfalls an den Früchten bedienen, sodass ich das auch könnte.
Mit dieser „Erlaubnis“ ausgestattet war es nicht schwer, die herrlichen Boskop-Äpfel von der Wiese zu sammeln, die durch den Fall ins hohe Gras fast keine Druckstellen erhalten hatten. Drei Taschen voller Früchte waren schnell aufgesammelt und im Auto verstaut. Die Schlepperei vom Auto bis hinauf in den dritten Stock habe ich zugegebenerweise einigermaßen verflucht, es waren fast 25 kg. Aber dieses fast kindische Gefühl, reiche Beute gemacht zu haben, war wieder sehr stark. Und wieder gab es Apfelkuchen vom Blech, mit Quark oder ohne, mit Streuseln oder anderen Zutaten, dazu Apfelmuß oder Apfelpfannkuchen. Seit Wochen geht das so, zumal sich die Äpfel auf dem Balkon ohne Probleme frisch halten lassen. Der letzte Kuchen von dieser Beute entstand am letzten Freitag, sodass mein Tiefkühlfach inzwischen ziemlich gut gefüllt ist.
Und dann passierte es wieder. Wir hatten am Samstag den ersten, noch leichten Nachtfrost. Morgens, auf der Fahrt nach Balingen, fuhr ich einen kleinen Umweg zu einem Baum, den ich am Vortag entdeckt hatte. Dort hingen kaum noch Äpfel am Baum, aber es lagen viele schöne Früchte im Gras darunter. Auf der Seite der Früchte, auf die die Vormittagssonne schien, war der Rauhreif bereits weggetaut, auf der Schattenseite waren die Eiskristalle noch sichtbar. Begrenzt durch den Umstand, dass ich nur eine Jutetasche dabei hatte, blieb es bei einer, allerdings übervollen Tasche.
Sehen sie nicht wunderbar aus? Es wird also wieder Apfelkuchen geben.
wie gerne hätte ich den Kuchen probiert…ich liiiiebe Apfelkuchen.
… erzählt hast Du es mir ja schon, aber so mit Bild und Stimmungsbeschreibung, noch eindrucksvoller“!!!
Und nach dem ersten Frost sind die späten Sorten meist am besten 😊
Guten Hunger!!!!