Ich sitze im Greyhound-Bus nach San Francisco. Vor einer ganzen Weile haben wir auf der Autobahn den PCT gekreuzt. Ich hatte die Navigations-App eingeschaltet, um diesen Moment bewusst zu erleben. Und habe gespürt, dass mir der Weg noch immer sehr viel bedeutet. Wir fuhren durch eine wilde Berglandschaft, überall lag noch immer viel Schnee und die Bäche zeigten weiterhin wilde Gischt, sodass ich mir das Tosen des Wassers auch im Bus gut vorstellen konnte.
Und trotz der Freude, den PCT noch einmal zu berühren, wusste ich in diesem Moment, dass meine Entscheidung richtig war. Es gab mir eine innere Ruhe, zu wissen, dass ich dieses Stück nicht hätte laufen können und wollen. Der Schnee und das Wasser hatten den Weg in mir erstickt. Und doch: Ich habe ja jederzeit die Möglichkeit, den Weg noch einmal zu gehen, wenn ich es möchte. Mein Visum ist ja zehn Jahre gültig.
Als ich heute früh, vom Motel kommend, an der Bushaltestelle eintraf, wurde ich von Nick freudig mit „Holy shit!“ begrüßt. Wir sind uns in Bishop begegnet, er wohnte mit seinem Wanderpartner im gleichen Motel. Und er hat, genau wie ich, gestern seinen Weg beendet. Auch er hat, wie ich auch, den inneren Draht zum Trail verloren. Für ihn ist das kein Problem, es macht ihm nichts aus und er hat viele Pläne für die Zeit nach dem PCT. Für ihn war es selbstverständlich, auf die innere Stimme zu hören. Und es war tröstlich, sein Verständnis zu spüren, ohne mich groß erklären zu müssen.
Auch das fühlt sich wie eine Bestätigung der Richtigkeit meiner Entscheidung an. Ich bin ja nicht alleine, Anderen geht es genau wie mir. Sie haben vielleicht mehr Leichtigkeit als ich, es könnte auch Oberflächlichkeit sein. Ich dagegen habe mich mit dieser Entscheidung schwergetan, habe mit mir gerungen, weil ich viel mehr von mir erwartet habe. Und ich glaube, gewonnen zu haben, als ich auf meine innere Stimme gehörte habe und dem Quälen ein Ende machte.
Ist das vielleicht ein Erfolg des PCT?
Hallo Matthias,
ich lasse dir heute ein paar ernst gemeinte Worte da, oder eher Ratschläge …
Vorab allerdings kurz: ich habe deinen Blog nicht gelesen, habe es auch nicht vor und ich werde auch nicht zurückkehren um nach Antworten zu gucken.
Dein Weg durch Amerika mag dich an interessante Orte führen, und vielleicht begegnest du auch netten Menschen. Allerdings, genau wie auf dem Jakobsweg, wirst du dir selbst nicht begegnen. Dir werden danach wahrscheinlich die Füße schmerzen, da du hunderte von Kilometern gelaufen bist, auf deinem eigenen Weg kommst du dadurch aber nicht vorran.
… Lass dir endlich ein paar Eier wachsen und stell dich deinen Problemen! Und hör auf davor wegzulaufen.
Ich will dir nichts vor machen, sich seinen eigenen Problemen zu stellen wird hart. Es wird anfangs auch schlimmer werden, da erstmal alles, was man vergraben hat, wieder an die Oberfläche kommt. Es wird Zeiten geben, an denen man verzweifeln und aufgeben will.. Man fühlt sich eine ganze Zeit lang total schrecklich, aber es ist der einzige Weg. Und dann kann es besser werden! Das fängt ganz langsam an, und wird auch sehr viel Zeit und Kraft in Anspruch nehmen, aber das ist es allemal wert! Du wirst auch immer wieder Rückschläge erleben, teils auch sehr heftig, und man fragt sich, ob es das alles überhaupt Wert ist. Aber lass dir von mir sagen: Das ist es!!!
Bei mir hat es einige Jahre gebraucht, und es wird auch noch eine ganze Weile länger brauchen, aber der Kraftaufwandt hat sich auf jeden Fall gelohnt. Mir geht es viel besser als früher, was ich selbst merke, und was sich auch auf alle Menschen um mich herum auswirkt. Ich habe zwar immernoch mit einige Problemen zu kämpfen, aber es wird besser! Und mit jedem Schritt nach vorne wird es auch leichter. Die Rückschläge werden kleiner und schwächer, und ich bin inzwischen neugierig, was die Zukunft bringt!
Es ist auch nichts dabei, wenn du das nicht alleine schaffst. Ich habe das auch nicht alleine geschafft, ich hatte, und habe immernoch, sehr gute Hilfe. Du darfst nur nicht wegrennen, wenn du mit einem Psychologen an Themen herankommst, die dir unangenehm sind.
Ich musste selbst erst sehr viel lernen mit verschiedenen Sachen umzugehen.. Inzwischen ist vieles aber viel besser geworden und ich lerne immernoch fast jeden Tag, mit der unterstützung von guten Freunden, etwas dazu, aber ich kann jetzt schon mit Sicherheit sagen, der ganze Aufwandt lohnt sich!!!
Das Ganze ist, wie gesagt, ein Ratschlag. Das sind eigene Erfahrungen, wie ich es geschafft habe, auf meinem „Weg“ voran zu kommen.
Was du daraus machst bleibt dir überlassen, aber ich wünsche dir viel Mut und Erfolg deine Probleme anzugehen und dein Leben zu verbessern!
Dein Sohn,
Robert
Lieber Matthias,
der PCT hat einen Anfang und ein Ende. Diese Strecke wurde von irgendjemandem irgendwann mal festgelegt. Nicht von dir!
Und das ist das wirklich Wesentliche.
DEIN eigentliches Ziel ist ganz klar von DIR definiert und findet sich im Titel deines Blogs: ‚Auf dem Weg zu mir‘!
Und dieses muss natürlich nicht notwendigerweise mit dem Ende des Trails übereinstimmen (das hat sich nur frech als zweites Ziel in den Vordergrund gedrängt). Tatsächlich wäre es nicht mehr als ein glücklicher, wenn auch merkwürdiger Zufall. Vielleicht wäre es sogar insofern zweifelhaft, weil zwar das Ziel des Trails erreicht worden wäre, aber womöglich nicht klar wäre, ob du dein Ziel (zu dir) erreicht hättest.
Wenn deine innere Stimme dir sagt, dass du die Verbindung zum Trail verloren hast, dass du weißt, dass du diesen Weg nicht mehr weiter gehen möchtest – warum also die Quälerei fortsetzen?
Und wenn du gleichzeitig feststellst, was du jetzt eigentlich möchtest, dann halte ich das für eine großartige Erkenntnis, einen riesigen Gewinn und für eine starke, selbstbewußte Entscheidung! (Also gerade das Gegenteil von ‚Aufgeben‘ und ‚Verlieren‘)
Denn Du hörst auf dich!
Und mal ehrlich: Der PCT war doch immer nur ein Vehikel für eben genau diesen Weg.
Alles ist gut so.
Ich freue mich auf ein Wiedersehen.
Alles Liebe.
Frank
Alles hat seine Zeit.
Dies zu erkennen und diese Zeit zu leben, das ist das Ziel.
Du hast es (egal um Deine Entscheidung) ins Ziel geschafft.
Hi Matthias….nein , Du enttäuscht nicht….und Niemanden. Mach dein Ding, höre auf deine innere Stimme, Du machst das schon richtig. Bleibst Du denn noch in USA oder kommste zurück? Freu mich auf Dich, Bussi, Inken
Lieber Matthias. Soll ich dir mal sagen, was ich denke? Ich glaube, dass es dich erheblich mehr kraft und Mut gekostet hat diese Entscheidung zu treffen im Vergleich zu dem weitergehen. Und ja ich glaube dass es genau dein weg ist zu sagen stop. Weil du für dich erkannt hast was dir wichtig ist und ich finde du darfst auch nochmals viel intensiver schreiben wie grauslig die nassen fuesse für dich waren oder die Schmerzen in den Beinen oder oder oder…. Und machst du jetzt noch ein bisschen Urlaub in USA? Verdient hättest du es! Bis bald… LG Christine
Hallo Matthias,
schöne Zeit in San Francisco. Wann kommst Du wieder nach Deutschland zurück? Wie geplant erst im September von Vancouver? Oder buchst Du um und fliegst früher. Dann könnten wir uns im Sommer noch sehen.
Es ist o.K., wenn Deine innere Stimme sagt: Es ist genug; Zeit aufzuhören. Du bist einen grossen Teil des PCT’s erfolgreich gelaufen, hast viele Erlebnisse gehabt und wirst diesen Teil deines Lebens bestimmt nie vergesehen.
Ich wünsche Dir eine schöne Restzeit in den USA und freue mich auf baldiges Wiedersehen.
Dein Freund Norbert
hallo Matthias
ganz so einfach ist das nicht mit deinem 10 jahres Visum.eine Freundin von mir hat es gerade noch ein zweites mal in die USA geschafft. sie wollte den AT weiterlaufen.der Immigration officer sagte nur er lässt sie ausnahmsweise noch mal rein ein drittes mal braucht sie es aber garnicht mehr probieren.
lg
heiko