Tage des Zorns

Ja, der Zorn…. Seit einiger Zeit begleitet er mich. In meinem Leben hat sich fast unbemerkt etwas verändert. Und mir scheint, dass es fast ein Rückfall in mein altes Leben ist, was sich gerade abspielt. Und so kommt noch der Zorn über mich selbst dazu, quasi ein Zorn über den Zorn. Soweit ich es sehe, und ich bin diesbezüglich erst am Anfang, hat alles mit der Arbeit zu tun.

Obwohl ich immer über das Gefühl gesprochen hatte, dass ich mich hier am richtigen Platz wähne, hat sich etwas in diesem Jahr schleichend verändert. Der Punkt, der mir ja von Anfang an als Einziger ein schlechtes Gefühl gemacht hatte, war die Abweichung unserer getroffenen Vereinbarung in der schriftlichen Version des Arbeitsvertrages und die Unmöglichkeit, die Anrechnung der geleisteten Arbeitszeiten auch nur ansatzweise nachzuvollziehen. Und all mein Misstrauen scheint sich jetzt zu meinem Ärger rückwirkend zu bestätigen. Zum Teil werden eigenmächtig meine Urlaubstage verrechnet, ohne Rücksprache mit mir. Inwiefern ich also angemessen bezahlt werde, steht damit ebenfalls in Frage. Alle meine diesbezüglichen Vorbehalte und meinen Ärger darüber habe ich Mitte Mai in ein Schreiben an meinen Chef gepackt, mit dem ich ihm mitgeteilt habe, dass ich das nicht hinzunehmen bereit bin – und habe bis heute nichts dazu gehört. Einfach nichts!

Dazu kommt noch der Zoff, den ich in Bilbao mit einem Kollegen hatte, ich hatte hier bereits darüber geschrieben. Das in Aussicht gestellte Gespräch mit unserem Chef hat bis heute nicht stattgefunden, von den angekündigten Konsequenzen habe ich ebenfalls nichts mehr gehört. Mit Staunen musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die ganze Angelegenheit einfach klein geredet wird, als wäre es keine Arbeitsverweigerung gewesen sondern nur eine zu vernachlässigende Lapalie. Der Kollege fährt weiterhin und alles ist beim Alten geblieben. Ich verstehe es nicht.

Ich habe inzwischen in einem Gespräch darüber geredet und diverse Dinge zur Sprache gebracht, die mich konstant verärgern. An vielen Stellen wird die Arbeit „irgendwie“ gemacht, obwohl sie besser gemacht werden könnte. Und dann höre ich mir das Argument an, dass es in anderen Betrieben genauso läuft? Könnte man nicht auch den Ansatz verfolgen, dass wir die Arbeit auch besser machen können, besser werden wollen? Das erzählen wir unseren Kunden und tun es nicht? Kann man nicht auch von alten und erfahrenen Kollegen erwarten, dass die Arbeit ab heute anders, besser gemacht wird und dies auch durchgesetzt wird? Notfalls mit Konsequenzen?

Kürzlich traf ich bei der Rückkehr nach einem extrem langen Tag gegen halb drei Uhr morgens in der Halle einen Kollegen, dessen Bus ich gefahren hatte. Die Einteilung für dieses Fahrzeug ging aus dem Fahrauftrag hervor und es stellte sich hinterher heraus, dass ich ursprünglich ein anderes Fahrzeug hätte fahren sollen. Grußlos herrschte mich der Kollege an, ob ich nicht wüsste, dass er mit dem Fahrzeug um vier Uhr los müsse. Ein solcher Ton macht mich zunächst sprachlos, danach ziemlich wütend. In ihm kommt der Mangel an Kollegialität zum Ausdruck, den ich fast durchgehend unter den Fahrern beobachten kann. Ich kann auch nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit nicht abschätzen, ob es jemanden gibt, dem ich vertrauen könnte.

Und all das zerstört das Vertrauen, am richtigen Platz zu sein und zersetzt durch das schleichende Gift des Zorns meine Bereitschaft, mich einzusetzen. Zudem führt es dazu, dass ich reizbar und ungeduldig bin und mich selbst Kleinigkeiten extrem aufregen, zumal ich durch meine Beobachtungsgabe auch sehr viele wahrnehme. Es macht mich zornig, mir selbst eingestehen zu müssen, dass ich es ja von Anfang an gesehen habe, ich es also hätte besser wissen müssen, jedoch nichts nachhaltiges dagegen unternommen habe. Letztlich habe ich mir nicht ausreichend Glauben geschenkt, nicht auf mein Gefühl und meine Intuition gehört. Und so gilt der Zorn wohl in erster Linie mir selbst.

Ich habe für mein Leben den Satz geprägt: „Ich will von Dir nicht so behandelt werden!“ Diesem Satz sollte ich jetzt erneut Leben einhauchen. Ich werde mich nicht so behandeln lassen, weder von meinem Chef, noch von meinen Kollegen. Und ich sollte den Mut haben, Konsequenzen zu ziehen, wenn ich die Situation nicht in meinem Sinn klären kann. Auch, wenn dies einen erneuten Umzug bedeutet.

Ich sollte es jetzt tun! Auch wenn es vielleicht schade ist, so scheint es Zeit zu sein, weiter zu ziehen.

Tage des Zorns

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert