Ich gebe es zu: Ich liebe sie! Ich mag ihre Konsistenz, ihre Farbigkeit und den Geschmack. Und wenn ich Gummibärchen sage, so meine ich alle Produkte dieser Art, egal von welchem Hersteller und in welcher Form auch immer. Ganz besonders schätze ich die Lachgummis mit der weißen Basis, die völlig zu Unrecht mit Joghurt assoziiert werden soll. Dabei ist mir bewusst, dass sie nicht zur gesunden Ernährung gehören, aus ziemlich viel Chemie bestehen und extrem viel Zucker enthalten.
Vielleicht sollte ich daher dankbar dafür sein, dass ich nicht als Tonne herum laufe. Denn an eher schlechten Tagen neigte ich dazu, hemmungslos zuzulangen, machmal zwei Tüten hintereinander, auch abwechselnd kombiniert mit Chips und Salzstangen. Bisweilen war mir danach richtig schlecht. Ganz besonders ärgerte ich mich über mich selbst, weil ich es nicht hatte stoppen können. Und als Gipfel der Zumutung, die ich mir selbst angetan hatte, füllte sich manchmal des Nachts beim Schlafen der Mund plötzlich mit saurem Mageninhalt, der nach Gummibärchen und Anderem schmeckte. Im Grunde kotzte ich mich dann selbst an, weil ich das Fressen, auch als Ersatz für normale Nahrung, nicht in den Griff bekam – ich verachtete mich dafür, wie ich es seit langem machte.
Inzwischen ist es anders geworden. Nicht, dass ich keine Gummibärchen mehr mögen würde. Aber es hat sich etwas verändert. Und ich habe den Eindruck, dass es etwas damit zu tun hat, dass ich mich viel besser und zufriedener fühle als früher. Es scheint mit dem Gefühl zu tun zu haben, dass ich angekommen bin, natürlich hier in meiner Wohnung, aber auch im Leben mit Arbeit und Freizeit. Ich bin innerlich ruhiger, ausgeglichener und gelassener geworden. Ja, ich komme auch mit Druck besser klar, obwohl mir auch klar ist, dass alles noch besser werden kann.
Und so outen sich die beschriebenen Fressattacken als Versuch der Betäubung und Verdrängung, einer Essstörung nicht unähnlich. Ich freue mich, dass ich sie derzeit nicht mehr brauche. Es gelingt mir, im Supermarkt an den entsprechenden Regalen bewusst vorbei zu gehen. Natürlich esse ich auch weiterhin ab und zu etwas Süßes, aber den Druck, zu den knisternden Tüten zu greifen, spüre ich derzeit nicht mehr. Und ich fühle mich viel wohler in meinem Körper, auch das ist eine Veränderung, die mir neu erscheint. Und neuerdings lächelt mir sogar meine Waage zu, wenn ich auf ihr stehe…