Es war gegen 23.30 Uhr, als ich mit müden Augen meinen frischen Kaffee stemmte. Ich hatte zu wenig geschlafen, trotz allen Bemühens hatte ich keine Ruhe finden können. Nun rief die Arbeit, denn um 1.00 Uhr ging der Bus nach Venedig ab, den ich zu fahren hatte. Und während ich in der Küche stand und meinen Kaffee trank, fiel mir etwas Neues auf: Ich wollte nicht zur Arbeit gehen, ich wollte hier in meiner Wohnung bleiben.
Der große Vorteil an den Nachtfahrten ist, dass es relativ ruhig ist und ich die Zeit nutzen kann, um gründlich nachzudenken. Und dieser merkwürdige Moment der Erkenntnis während des Kaffeetrinkens ging mir nicht aus dem Gedächtnis und verlangte nach einer Analyse. Was daran war eigentlich das Neue?
Nach einem halben Jahr ist meine Wohnung nun fast fertig eingerichtet. Alten Besitz habe ich gründlich durchgesehen, teilweise an das Sozialkaufhaus abgegeben oder auch behalten. Das wollte ich erledigen, bevor alles wieder in Schränke oder Keller gelangt und danach ewig herum liegt, ohne gebraucht zu werden. Klarheit schaffen über das, was ich weiterhin behalten wollte – das war mein Ziel. Und es brauchte einige Zeit, diese Klarheit zu erlangen. Und es war weniger leicht, als ich es mir vorgestellt hatte, neben der Arbeit auch noch die Ebay-Verkäufe zu schaffen. Ich bin auch noch nicht ganz fertig damit, einige Dinge sammele ich gerade, um in einem letzten Schlag alles loszuwerden.
Auch bei der Möblierung war es nicht so einfach, den Spagat zwischen Gefallen und Bezahlbarkeit zu schaffen. Leider ist es noch immer so, dass die Dinge, die mir auf den ersten Blick gefallen, sich als sehr teuer herausstellen. Aber inzwischen habe ich es gut hinbekommen, und es ist wohnlich geworden. Einge Bilder hängen bereits, andere warten noch darauf ihren Platz zu finden oder als nicht mehr passend aussortiert zu werden, aber sonst ist alles weitgehend fertig.
Und auf einmal merkte ich, dass ich gerne in meiner Wohnung bin und auch gerne nach Hause komme. Nein, eigentlich ist das untertrieben: Ich freue mich auf das Heimkommen! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das zum letzten Mal hätte sagen können. Zu meinem Glück regnet es fast ständig, sodass es keinen Grund gibt, nach draußen zu gehen. Trotzdem habe ich bereits einmal auf meinem Balkon mein Abendessen verspeist, dazu ein Glas Rotwein getrunken und mich unsagbar wohl dabei gefühlt. Ich sitze gerne an meinem Tisch in der Küche oder auf dem Sofa, das zum Herumlümmeln einlädt. Vielleicht werde ich noch einiges ändern, aber das Meiste ist getan: Ich habe mir ein Heim geschaffen, in dem ich mich wohl fühle. Und das ist neu.
Ich bin hier angekommen.
Klasse, das klingt gut!