Sylvester bei Barbara und Michael in Wolfenbüttel zu verbringen, ist schon fast eine „alte“ Tradition. Soweit ich mich erinnern kann, bin ich seit dem Jahreswechsel 2003 mit zwei oder drei Ausnahmen jedes Jahr hier gewesen. Und es war jedesmal anders, auch wenn es meist Raclette zum Abendessen gab. Es gab lebhafte, aber auch traurige Stimmungen bei mir, die jeweils überwogen. Manchmal waren weitere Gäste dabei, meist jedoch waren wir unter uns. Und es war immer wieder gut, hier zu sein.
Diesmal ist es etwas Besonderes. Denn ich habe ja hier eine längere Zeit gelebt und Vieles ist mir vertraut. Ganz besonders der Aufenthalt hier bei meinen Freunden in der großen Familie tut mir gut. Alle haben sich gefreut, als ich ankam und es ist, als wäre ich nur zwei oder drei Tage weg gewesen. Während der Fahrt hierher bemerkte ich, wie sehr mir alles vertraut geworden ist. Es war ein sehr schönes, warmes Gefühl, mich auch in der Stadt auszukennen und genau zu wissen, wohin ich fahren musste. Und ich fuhr an Orten vorbei, die seinerzeit im Zusammenhang mit meinem Hiersein standen: die Arbeitsagentur, das Jobcenter und der Supermarkt. Selbst die Fahrschule war ein gutes Ziel, denn sie hat mir zu dem verholfen, was ich inzwischen geworden bin. Ich hatte keine Sehrsucht, aber es war auch richtig, dort vorbei gefahren zu sein.
Heute habe ich zudem die liegengebliebenen Briefe bearbeitet, die hier in Wolfenbüttel eingegangen sind, seit ich hier nicht mehr wohne. Einiges ist nur noch abzuheften und nur ein geringer Teil noch zu bearbeiten. Das war im Besonderen ein Evaluations-Fragebogen, der sich auf meinen letzten Klinikaufenthalt bezog. Die Fragen entsprachen denen, die ich auch während meines Aufenthaltes dort zu beantworten hatte und sollen auf diese Weise die Veränderungen durch den Klinikaufenthalt dokumentieren.
Die Fragebögen, immerhin fast zehn Seiten, lagen bereits, seit ich hier eingetroffen war, und ich hatte mich immer ein bisschen gedrückt, mich daran zu setzen. Heute, an Sylvester, schien mir dafür der richtige Tag, quasi um etwas abzuschließen und zu Ende zu bringen, wie das alte Jahr. Noch nie vorher habe ich es mit mir so leicht gehabt, all die Fragen zu beantworten. Und nie vorher habe ich bei der Beantwortung ein so positives Gesamtbild entwerfen können! Mir ging der Gedanke durch den Kopf, dass bei der Auswertung früherer Fragebögen ein gigantischer Kontrast zu dem Heutigen sichtbar werden würde – sicherlich sehr zur Verwunderung derer, die sich damit beschäftigen würden.
Ein kurzer Moment der Reflexion, dann war mir klar, dass ich nichts übertrieben freundlich dargestellt hatte. Ich kann es mir ehrlich eingestehen: Es geht mir gut und ich kann mit Freude und Mut in die Zukunft schauen. Wann hätte ich das zuletzt so sagen können? Vielleicht bringe ich in diesem Jahr tatsächlich etwas zum Abschluss: die schwere Zeit der vergangenen Jahre! In diesem Sinn werde ich das Jahr bei einem Glas Rotwein abschließen und das Neue ganz für mich auf das Herzlichste begrüßen.
Ich bin sehr froh, auf ein gutes Jahr zurüchzublicken und freue mich schon auf das neue Jahr!
Einen guten Neujahrsmorgen, Matthias!
Was schwingt bei mir mit, wenn ich diese Zeilen lese?
Ich freue mich: Es ist Freude.
Meine Freude, durch Dein Erleben, Deine Bewertungen, Deine Entscheidungen, Dein Vertrauen in Menschen und Leben
und und und
…viele glückliche, merkwürdige Umstände…
…sitze ich hier und fühle Freude.
Ganz einfach. Schön.
So spielt das Leben.
Bin gespannt auf die nächsten Ereigniskarten.
Ja, ehrfürchtig zurückhaltend auch. Wir Spieler können ja nicht wissen, was kommt und haben ja schon einige schwere Karten erlebt (z.B. die „sich als Spielfigur fühlen“)
Aber bei Dir kann ich – trotz allem – Lust, Neugierde und Zuversicht beim Griff nach dem Stapel aufblizten sehen?
Schön, die alle dabei zu haben…
Gut gepackt, ihr Zwei!
Danke für’s Teilen
Karin
Alles Gute für 2019, Matthias!