Gerne würde ich ja nun Eure Assoziationen angesichts der Überschrift kennen lernen… Aber es geht wieder über Erfahrungen, die ich mit mir selbst mache. Und diese Erfahrungen verdanke ich zwei Löchern.
Als ich in Würzburg meine Zelte abbrach, hatte ich vieles von meinem Besitz abgestoßen, verkauft und verschenkt. Viele Möbel hatte ich ohnehin nicht, meist Regale, die teilweise zum Zerlegen waren. Nun bin ich in meiner neuen Wohnung, die noch sehr weit von einem Heim entfernt ist. Und das liegt daran, dass ich mich sehr schwer tue, sie zu gestalten, weil ich mir selbst nicht sicher bin, wie ich sie eigentlich haben will.
So sind diverse Umzugskisten noch nicht ausgepackt und die zerlegten Regale nicht aufgebaut, zumal ich gar nicht mehr so viel besitze, um sie wirklich zu füllen. Die Bücher und CDs sind seit meinem Einzug nicht aus den Kartons gekommen und so stapelten sich die Kisten im sogenannten Wohnzimmer. Das Schlafzimmer ist bis auf eine Kiste frei von Umzugsgut.
Der Zustand hat mich zunehmend gestört, verärgert und gehemmt. Ich habe einige Zeit gebraucht, um das selbst zu merken, um dann tätig zu werden. Ein Grund dafür ist auch, dass ich eigentlich gerne auch die letzten alten Möbel abgestoßen hätte, um mit etwas Neuem zu beginnen. Mir wurde aber auch klar, dass das nur die Fortsetzung des Stillstandes bedeutet hätte und das wollte ich mir nicht antun. Denn die neuen Möbel müssen für mich erst noch gebaut und gefunden werden.
Und so begann ich vor zwei Tagen damit, die Regale hin und her zu schieben, um den für mich am Besten passenden Platz für sie zu finden. Es sind billige Regale von Ikea, eines davon durch einen Umzugshelfer erheblich beschädigt, sowie das CD-Regal aus dem gleichen Haus. Ich fand einen guten Platz, eine gute Anordnung und das notwendige Befestigungsmaterial, um sie sicher miteinanden zu verbinden. Sogar für die zerstörte Rückwand fand ich eine passende Lösung.
Und dann merkte ich, wie sehr ich mich gerne davor gedrückt hätte, die zwei Löcher in die Wand zu bohren, die für die Befestigung notwendig waren. Das habe ich lange nicht verstanden, obwohl ich es dann doch getan habe. Heute, während der Fahrt, kam mir dann die Erleuchtung. Es ging um viel mehr als die Befestigung der Regale an der Wand. Das Bohren in die Wand bedeutet ja, dass es beim Auszug wieder zu verschließen ist.
Mir wurde klar, dass ich bislang, vielleicht schon seit meiner Trennung, gedanklich so sehr in Provisorien verhaftet bin, dass das Bohren in die Wand eine ungewohnte Endgültigkeit bekam, die mir unheimlich war. Der Gedanke an einen Auszug – mit den Konsequenzen der notwendigen Schönheitsreparaturen – erschien mir auf einmal so absurd, wo ich doch gerade erst eingezogen bin und ich mich eigentlich doch nach einer Art Heim sehne, wie auch immer es aussehen wird. Und hatte ich nicht immer gesagt, dass ich hier meinen neuen Lebensmittelpunkt etablieren will?
Und so lernte ich an zwei Löchern, wie sehr Kopf und Herz zeitweise ganz unterschiedliche Ansätze verfolgen. Mit dem Bohren habe ich mich auf das Bleiben festgelegt, was mir offensichtlich viel schwerer fiel, als mir selbst bewusst gewesen war. Zukünftig werde ich wohl schneller zum Bohrer greifen, weil mir glücklicherweise dieser Zusammenhang klar geworden ist. Und weil ich hier ankommen will!
Die Bücher stehen bereits im Regal, die CDs werden wohl morgen folgen. Es ist ein klein wenig wohnlicher geworden…
Interessant, ich habe bis heute aus ähnlicher Überlegung heraus das Problem, Löcher in Wände und Decken zu bohren … und ich wohne immerhin in einem eigenen Haus.