Richtig gemacht

Da bekam ich doch kürzlich eine Art Beschwerde darüber, dass ich lange nichts mehr im Blog geschrieben hätte. Obwohl dieser Umstand natürlich nicht zu bestreiten ist, bringt mir das ein paar Probleme. Eigentlich schreibe ich ja sofort, wenn ich etwas habe, was in meinen Augen berichtenswert ist. Was aber mache ich nur, wenn derzeit gar nichts wert zu sein scheint, einen eigenen Bericht zu bekommen? Also versuche ich heute einmal, alles zusammenzufassen, was mir durch den Kopf geht und mir zuletzt so passiert ist. Und ich habe dafür die richtige Überschrift gefunden, noch bevor ich mit dem Schreiben begonnen habe.

Seit dem 20. April bin ich nun in Arbeit bei Hauser-Reisen in Rottweil. In dieser Zeit bin ich fast 10.000 km mit unterschiedlichen Fahrzeugen gefahren. Noch immer habe ich große Freude daran, zu spüren, dass ich das kann: ein derart großes Fahrzeug sicher durch den Verkehr bewegen und gleichzeitig auf das Wohlergehen von 45 Personen achten. Und ich merke, dass, bei aller Anstrengung, das „unterwegs sein“ zu mir passt. Es löst sicher schöne Vorstellungen bei Euch aus, wenn ich erzähle, dass ich in Venedig und Savona war, in Basel und in Zürich, in Österreich, München, Frankfurt, Freiburg und Stuttgart. Morgen werde ich zudem mit dem Flieger nach Barcelona reisen, um von dort einen Bus nach Deutschland zu überführen. Und sicher habe ich noch ein paar andere Ziele vergessen, die ich angefahren habe. Von den romantischen Vorstellungen jedoch gilt es sich zu trennen, denn ich sehe von den Orten nur sehr wenig, weil meistens keine Zeit vorhanden ist, mehr als den Hafen, Bahnhof oder Flugplatz zu sehen.

Und doch: Ich erinnere mich mit einer Art Glücksgefühl an die Nachtfahrt über den Gotthard durch die Schweiz, vor der ich so viel Angst hatte, weil ich wusste, dass ich vorher zu wenig Schlaf gefunden hatte. Und genauso an die Rückfahrt von Venedig auf der Autobahn durch die Po-Ebene, mit all den visuellen Eindrücken von Italien und den Erinnerungen, die mich bewegten. Auch an die Rückfahrt von Freiburg denke ich gerne, die anstrengende Strecke durch das Höllental und die ungewollte Pause, die ich auf einem dunklen, engen Parkplatz einlegen musste, weil die 4,5 Stunden Lenkzeit zu Ende gingen. Zudem ist da ein kleines Gefühl des Stolzes, wenn ich an das rückwärts Einparken denke, dass kürzlich auf einem Rastplatz notwendig wurde und das ich souverän hinbekam, trotz des großen Fahrzeugs und ohne die Spiegel der umstehenden Lastwagen zu streifen.

Wenn mich dieser Tage meine Freunde fragen, wie es mir geht, dann muss ich immer einen kurzen Moment innehalten, um in dem innerlich vorformulierten Satz das Wort „eigentlich“ zu eliminieren. Und dann schaffe ich es meistens, zu sagen: Es geht mir gut! Das habe ich lange nicht mehr gesagt. Wenn ich zurückdenke, so habe ich den Eindruck, dass es mir in den letzten zwanzig Jahren nicht annähernd so gut gegangen ist wie derzeit. Dabei passiert nicht viel Außergewöhnliches, nichts ist sensationell und vieles läuft nicht so, wie ich es gerne hätte. Da ist zum Beispiel die Wohnungssuche, die sich als viel schwieriger erweist, als ich es gedacht hätte. Meine viel zu teure Traumwohnung habe ich nicht bekommen. Die angedachte Finanzierung für ein Auto hat sich zerschlagen. Mein Dienstplan wird noch immer sehr kurzfristig erstellt, sodass ich wenig Möglichkeiten zur Planung habe und die private Lebensgestaltung auf diese Weise auf der Strecke bleibt.

Und trotzdem: Ich bin ausgeglichen und entspannt, wie schon lange nicht mehr. Die Gelassenheit, die bereits in der Fahrschule immer als die Haupteigenschaft eines Busfahrers galt, habe ich weitgehend verinnerlicht – nicht nur, wenn ich fahre, sondern auch im übrigen Leben. Ich lasse mich nicht unterkriegen, wenn wieder einmal etwas nicht gut oder schief geht und damit meinen Wünschen zuwider läuft. Zurückblickend kann ich erkennen, dass ich in der jüngeren Vergangenheit einen nicht ganz einfachen Weg konsequent gegangen bin – und es gibt keine Entscheidung, die sich – Stand heute – als falsch erwiesen hätte. Aus der Erstarrung in Würzburg habe ich mich gelöst und auf einen Weg gemacht, von dem ich noch immer nicht weiß, wohin er mich führen wird. Aber ich bin wieder in Bewegung gekommen und das Fahren ist die passende Visualisierung dafür: Ich bin unterwegs und es fühlt sich absolut stimmig an.

Alles richtig gemacht!

Richtig gemacht

3 Gedanken zu „Richtig gemacht

  • 28. Juli 2018 um 13:01 Uhr
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    Hallo Matthias,
    wir haben eine kurzen Weg parallel erlebt, Fotografie in Würzburg, wir haben nur kurze Gespräche miteinander gehabt. Unsere Kinder haben zusammen Abitur gemacht. Kurzes Gespräch und wieder vorbei.

    Habe nun Martin Feige in der Sternwarte Hettstadt kennengelernt und wir kamen auf Dich. Heute stoße ich hier auf „Deinen Weg zu Dir“. Du gehst einen ungewöhnlichen Lebensweg. Nun gestatte mir bitte die Frage, “ welche Bedeutung haben für Dich Familie, Gemeinschaft, Gegenwart und Ziele“? Lese, Du bist mit Leidenschaft Busfahrer geworden. Vielleicht habe ich auch nur zuwenig über Dich hier gelesen. Bist Du mit Dir in Zufriedenheit angekommen?

    Freu mich auf deinen Kontakt, denn man trifft sich mehrmals im Leben.

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    • 28. Juli 2018 um 18:06 Uhr
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      Guten Tag Ronald,

      wir haben tatsächlich ziemlich lange nichts von einander gehört und das hat wohl auch Gründe. Aber ich freue mich über Deinen Kommentar. Mein Leben hat sich, wie Du andeutungsweise erfahren hast, ziemlich verändert. Von Vielem habe ich hier bereits geschrieben, und ich schlage Dir vor, dass Du noch etwas mehr davon liest. Vielleicht beantwortet sich Deine Frage, die ja eigentlich vier Fragen sind, dadurch selbst? Und im Zusammenhang mit Deiner Nachfrage zur Zufriedenheit: Ich bin auf dem Weg, nicht am Ziel!

      Herzliche Grüße aus Rottweil

      Matthias

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  • 27. Mai 2018 um 18:39 Uhr
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    Lieber Matthias, ich freue mich sehr, dass es Dir so gut geht. Du siehst gut aus als Fahrer. Viel Erfolg bei der Wohnungssuche. LG,Inken

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