Ziemlich genau vor einem Jahr , am 17.04.2017, bin ich auf dem PCT meine ersten Schritte gelaufen.
Für mich war es ein ganz besonderer Moment, vor dem ich mich, bei aller Vorfreude, auch ein wenig gefürchtet hatte. Mir war vorher nicht klar, ob er ernüchternd sein würde oder groß und bewegend, wie ich ihn mir ausgemalt hatte. Eigentlich hatte der Augenblick dann etwas von Beidem. Ich habe den ersten Schritt dann allein für mich vollzogen, bewußt darauf achtend, dass ich ganz für mich sein würde und alle anderen Wanderer bereits auf dem Weg verschwunden wären. Für mich war es damals der Anfang eines neuen Weges. Inzwischen ist mir bewußt, dass der Weg bereits viel früher begonnen hatte. Und das Wandern war das „Sahnehäubchen“ auf die Veränderungen, zu denen ich den Mut gefunden hatte.
Inzwischen ist ganz viel passiert und das Jahr 2017 ist als ein ganz Außergewöhnliches in meine Erinnerung eingegangen. Der Weg geht weiter, setzt sich fort und hat noch lange kein Ende gefunden. Die Entscheidungen, zu denen ich den Mut gefunden habe, fangen an, ihr Früchte zu tragen. Meine Umschulung ist nun abgeschlossen. Ich habe während der drei Monate einiges ertragen. Ich habe gemerkt, wie sehr mich mein Fahrlehrer an meine Grenzen gebracht hat. Es fiel mir schwer, seine rassistischen Sprüche zu ertragen, die Geringschätzung, mit der er andere Kursteilnehmer behandelt hat und die fehlende Didaktik, mit der er mich fast wahnsinnig gemacht hat. So bin ich froh, dass ich ihn nie wieder sehen muss.
Andererseits war die Umschulung auch eine schöne Zeit. Sie hat mich viel weniger gefordert, als ich gedacht und gehofft hatte. Ich habe wieder gemerkt, dass mir das Lernen keinerlei Schwierigkeiten macht, wenn mich etwas wirklich interessiert. So hat es mir Freude gemacht, mich auf ein neues Thema einzulassen, dafür neue Kenntnisse aufzubauen und zu merken, dass ich auch einen Bus zu fahren lernen kann. Nun kann ich es, beziehungsweise: ich darf es. Es ist sicher noch ein langer Weg, bis ich wirklich sicher sagen kann, dass ich das Busfahren beherrsche. Und ich merke den Stolz und die Genugtuung angesichts der Tatsache, dass ich derjenige mit den meisten Kenntnissen bin und der, der besonders sicher und souverän gefahren ist. Und ich habe alle Prüfungen auf Anhieb bestanden, die letzte Prüfung gestern, am 17.04.2018 – und das Ergebnis sieht nun so aus:
Heute habe ich die Fahrerkarte und den Führerschein erhalten. Morgen werde ich aus Wolfenbüttel wegziehen, nach einem dreiviertel Jahr, in dessen Verlauf ich hier mit meinen Freunden eine wunderbare Zeit hatte und für die ich sehr dankbar bin. Übermorgen trete ich bereits meine neue Arbeitsstelle in Rottweil an – kein langsames Einarbeiten, keine dezente Gewöhnung an den neuen Betrieb. Im Gegenteil: Aufs Gaspedal, in diesem Fall das eines Busses. Ich werde bereits um 6.30 Uhr auf dem Betriebshof erwartet und mit dem Disponent auf Tour gehen. Ich weiß weder, wohin es gehen wird, noch mit welchem Bus wir fahren werden, was eigentlich auch egal ist, da ich keinen von den zwei dort betriebenen Bussen kenne.
Und so werde ich wieder einen Schritt ins Unbekannte tun, wie vor einem Jahr. Wird es ein großer Moment sein oder ein ganz unspektakulärer? Ich weiß es einfach nicht, aber ich werde ihn gehen. Dafür kann ich etwas Anspannung spüren, es wäre auch ganz untypisch für mich, wäre es nicht so. Ich weiß, dass ich einen Bus fahren kann und mein Arbeitgeber weiß, dass ich Fahranfänger bin. So muss es reichen, dass ich mein Bestes gebe, wenn ich auf einem unbekannten Bus sitze. Genauso hatte ich es gemacht, als ich dort ziemlich unverhofft eine Probefahrt gemacht habe. Hinterher bekam ich vom Betriebsleiter ein großes Lob, das müsste am kommenden Freitag genauso klappen.
Ein Jahr nur, in dem so viel passiert ist. Mann, ist das schnell gegangen!
Alles Gute und gute Fahrt mein lieber Matthias!!!