Inzwischen ist es hier 19 Uhr durch. Die meisten Hiker sind inzwischen aufgebrochen, um während der nachlassenden Wärme des Abends in die Nacht hinein zu laufen. Dadurch hoffen sie, die Hitze des Tages umgehen zu können. Die Anderen sind in kleinen Gruppen in die Kneipe gefahren. Und so bin ich fast der einzige hier auf dem Gelände.
Ich tue mich schwer mit Gruppen. Das ist mir nicht neu. In der Schule, im Chor, auf Feiern – es war immer so, dass ich mich eher als Außenseiter gefühlt habe. Hier kommt nun noch erschwerend hinzu, dass ich bei der geführten Unterhaltung meist nicht mehr mitkomme, mangels Verständnis und Vokabular.
Aber ich zweifle auch an mir. Vielleicht liegt es ja an mir, dass die anderen nicht so recht etwas mit mir anfangen können? Vielleicht wirke ich abweisend, ohne es zu wollen? Eigentlich kann ich mit einzelnen Leuten immer ganz gut Kontakt aufnehmen. Wenn ich auf dem Weg einen anderen Wanderer treffe, sind wir meist schnell in einem freundlichen Gespräch, natürlich ohne besonderen Tiefgang. Und das ist OK. Schwieriger wird es, wenn es sich um mehr als drei Personen handelt. Da bin ich dann im Umgang soweit gehemmt, dass eine vernünftige Konversation nicht mehr möglich ist.
Gehe ich vielleicht deshalb immer alleine meinen Weg? Vielleicht, weil es vertrauter ist, allein zu sein, als sich den Unwägbarkeiten einer Gruppe zu stellen? Also eigentlich eher aus Vermeidung, um nicht zu sagen, aus Feigheit?
Heute fühle ich mich allein, ein bisschen ausgeschlossen. Auch das ist kein unbekanntes Gefühl, und ich kann es aushalten. Aber ein kleines bisschen weh tut es schon. Und so freue ich mich bereits jetzt auf morgen früh, wenn ich wieder auf dem Weg bin – allein!