Seit einigen Tagen begegne ich auf meiner Wanderung immer wieder, mit Abständen, einer Tochter, die mit ihrem Vater den PCT wandert. Die beiden sind mir aufgefallen, als ich sie noch gar nicht sehen konnte. Die hohen Büsche machten sie unsichtbar, ich konnte sie nur reden hören. Das Auffallende war die französische Sprache, die ich hier nicht so oft höre. Französische Hiker sind hier eindeutig unterrepräsentiert. Bei unseren kurzen Begegnungen auf dem Trail haben wir uns immer freundlich begrüßt und ein paar Worte miteinander gewechselt.
Beide sind gestern nachmittags ebenfalls in Hikertown gelandet. Am Abend waren wir, zusammen mit anderen, in dem kleinen Cafe vier Meilen östlich, das für die Hiker sogar einen stündlichen Shuttle-Service anbietet. Wir haben uns nett unterhalten. Nach unserer Rückkehr haben wir noch gemeinsam ein Bier getrunken, mit Blick auf den Sonnenuntergang und den schönen Abendhimmel, im frischen Wind dieser Ebene.
Sie kommen aus Paris, die Tochter hat ein halbes Jahr Austauschstudium in den USA hinter sich und spricht leidlich Englisch, etwa so wie ich. Der Vater dagegen, der während der Wanderung immer vorne geht, spricht so gut wie kein Englisch. Sie erzählte mir, dass es ihre Idee war, den PCT zu laufen. Und als der Vater von dieser Idee Wind bekam, hat er sich so begeistert, dass er nun der weitaus besser Vorbereitete von beiden ist. Inzwischen ist er auch ein bisschen mehr aufgetaut, lächelt manchmal und spricht ein paar wenige Worte, auch mit anderen Hikern.
Es bewegt mich, die beiden zu erleben, obwohl ich nicht einmal ihren Namen kenne. Ich weiß nicht, ob etwas Vergleichbares mit meinem Vater möglich gewesen wäre. Aber ich denke an Luise und wünschte mir ein gemeinsames Erlebnis dieser Art, zusammen mit ihr. Sich über eine längere Zeit gegenseitig ertragen, alles gemeinsam erleben, mit Respekt, Achtung und Wohlwollen einander behandeln? Wäre das möglich?
Es ist ein so schöner Gedanke!